Architekturen des Unheimlichen
Kinetische Labyrinthe des Horrors in Film und Literatur
Bielefeld 2023: transcript
Rezensent/-in:
Lothar Mikos
Labyrinthe des Horrors
In ihrer Dissertation befasst sich die Literaturwissenschaftlerin Marlen Freimuth mit den labyrinthischen Räumen in Horrorfilm und ‑roman. Sie stellt einen Zusammenhang zwischen Psychoanalyse und Architektur her, um sich den Räumen des Unheimlichen im Ich sowie in der Landschaft und ihren architektonischen Bauten widmen zu können. Bereits früh kann als ein Merkmal des Genres gesehen werden, dass die Filme „mit der Unheimlichkeit von Landschaften wie von Gebautem insofern um[gehen], als sie an abgelegenen Schauplätzen, in Sümpfen oder dunklen Wäldern spielen und dabei von vorneherein entrückt und entrückend wirken“ (S. 18). In den Bauten zeigt sich die Architektur des Unheimlichen, die sich in zwei Merkmalen offenbart: „Kinetik und Labyrinthik, insofern unheimliche Architekturen dynamische, sich stets verändernde Labyrinthe sind […]“ (S. 24).
Als ein Beispiel dafür untersucht die Autorin den Film Dark City (USA 1998, Alex Proyas), dessen kinetische Architektur sie als „phantasmatisch, zitational und […] unheimlich“ (S. 76) bezeichnet. An anderen Beispielen untersucht sie Spiralen als labyrinthische Räume sowie labyrinthische Schriften in Romanen.
Das Buch ist eine theoretische Abhandlung über Räume in Bewegung in Horrorfilmen und ‑romanen. Leider verliert sich die Autorin manchmal selbst in ihren langen Schachtelsätzen und ihrem überbordenden Anmerkungsapparat. So wird die Lektüre dieses Buches, trotz mancher Erkenntnis, für einige Leser*innen eher zur Horrorlektüre.
Prof. i. R. Dr. Lothar Mikos