Das Elend der Medien

Schlechte Nachrichten für den Journalismus

Alexis von Mirbach, Michael Meyen

Köln 2021: Herbert von Halem
Rezensent/-in: Uwe Breitenborn

Buchbesprechung

Printausgabe mediendiskurs: 26. Jg., 2/2022 (Ausgabe 100), S. 96-96

Vollständiger Beitrag als:

Das Elend der Medien

Das Buch ist ein Diskussionsangebot, das den Blick auf kriselnde Medienstrukturen lenkt und eher marginalisierte Positionen zu Wort kommen lässt. Ein wahres Panorama der Entfremdung zwischen Mediennutzern und -anbietern ist hier zu betrachten. Bezug nehmend auf Pierre Bourdieus Klassiker Das Elend der Welt bietet das Werk eine vielgesichtige Sammlung an kritischen Positionen zur Medienkultur unserer Tage, die von Mirbach und Meyen in 40 Gesprächen mit Medienpraktikern, -politikern und Laien zusammentrugen. Mit der verstehenden Methode, so die Autoren, verbinden sie die Hoffnung, „eindimensionale Bilder durch eine komplexe, mehrdimensionale Vorstellung zu ersetzen – zugunsten einer Pluralität der Perspektiven“ (S. 27). Das Material sperrt sich gegen eine simple Zusammenfassung. Die angebotenen Sichtweisen sind zuweilen ambivalent oder ungewohnt. Das Buch ist auch eine Chance, diese Meinungen etwas differenzierter wahrzunehmen, da die Autoren den Interviewkapiteln aufschlussreiche kontextualisierende Ausführungen voranstellen. Die Medienkrise ist für sie nicht in erster Linie eine Folge von Desinformation, sondern in der Organisation des Mediensystems selbst begründet. Das „Elend der Medien“ sei damit letztlich auch eines der Demokratie. Wer lesen möchte, wie unterschiedlich und kritisch jenseits des Desinformations-Frames über Medien und Journalismus in Deutschland gedacht wird, dem seien diese Interviews und Ausführungen nahegelegt.

Dr. Uwe Breitenborn