Der Stoff, aus dem viele Filme, Serien oder Reality-Formate sind, ist weit von dem entfernt, was wir uns für das Leben wünschen: Es wird gemordet und gestorben, es geht um Katastrophen oder Liebestragödien, um Neid, Missgunst, Eifersucht und Intrigen. Oft sind es banale Inhalte, die uns unterhalten und faszinieren. In vielen Realityshows geht es vermeintlich darum, eine Partnerin oder einen Partner fürs Leben zu finden oder Geld zu erspielen. Das Wesentliche ist jedoch, dass sich die Teilnehmenden über Stunden und Tage beim Leben, Lieben oder Streiten zusehen lassen. Wir beobachten die Kandidatinnen und Kandidaten, die keine Scheu davor haben, Schwächen zu zeigen und sich als Messie, Mobberin oder Mensch mit Alkoholproblem zu präsentieren. Wir sehen gerne dabei zu, wie sie sich – nicht selten vergeblich – an Challenges versuchen oder in Castingshows gnadenlos scheitern.
Woher kommt es, dass wir Triviales und Primitives genießen können? Was sind die Motive dafür, sich Sendungen anzuschauen, in denen Personen sich entblößen? Ist es Schadenfreude, das Bedürfnis, sich über andere zu erheben und sich dadurch besser zu fühlen? Oder glauben wir, den Menschen in der Inszenierung wirklich nahezukommen? Und sollten wir bei dem Genuss von sogenanntem „Trash“ nicht ein schlechtes Gewissen entwickeln? tv diskurs beschäftigt sich mit den Sehmotiven und der Wirkung von „grenzwertiger“ Unterhaltung – und mit der Frage, was wir dennoch von diesen Formaten lernen können.
Printausgabe tv diskurs: 25. Jg., 2/2021 (Ausgabe 96), S. 20-21