Aktuelle Themen:
TRIGGER  |  ALTERSVERIFIKATION  |  KI  |  SOCIAL MEDIA

 

Gefahr in Literatur und Film

Vorstellungskraft, Möglichkeiten und Verletzbarkeit

Djuna Lichtenberger

Bielefeld 2024: transcript
Rezensent/-in: Lothar Mikos

Buchbesprechung

Online seit 27.05.2025: https://mediendiskurs.online/beitrag/gefahr-in-literatur-und-film-beitrag-1123/

 

 

Gefahr in Literatur und Film

Literatur und Filme leben von Gefahr: Leib und Leben können an Gangster, Monster oder Naturkatastrophen verloren gehen, menschliche Beziehungen können scheitern. Die Rechtswissenschaftlerin Djuna Lichtenberger unternimmt mit ihrem Buch den Versuch, „eine sensible, kreative Annäherung an das Phänomen Gefahr aus der Sicht auf ausgewählte literarische und filmische Werke vorzunehmen. Es geht darum zu beobachten, wie Gefahren in den Werken inszeniert werden und was durch diese Inszenierung über das Phänomen ausgedrückt wird“ (S. 15). Als Beispiel wählt sie zwei Romane, Moby Dick von Herman Melville und Die Tatarenwüste von Dino Buzzati sowie drei Filme, Stalker(1979) von Andrei Tarkowski, Dersu Uzala (1975) von Akira Kurosawa und Alexander Newski (1938) von Sergei Eisenstein. Leider findet sich keine überzeugende Begründung für diese Auswahl, abgesehen von dem eher kursorischen Hinweis, dass die Werke aus „verschiedenen historischen und kulturellen Kontexten“ stammen (S. 17).

Zunächst setzt sich die Autorin mit zentralen begrifflichen Phänomenen ihres Themas auseinander: Verletzlichkeit, Gefahr, Angst, Schreck, Furcht und Angstlust, wobei sie Wert auf deren Ambivalenz legt. Denn Gefahren können nicht nur zerstören, sie können auch eine Warnung sein und zugleich Hoffnung auf Besserung nähren: „Sich Gefahren auszusetzen, scheint also ein unumgänglicher Bestandteil des Lebens zu sein, der sogar sehr wichtig sein kann“ (S. 25). Für das Lesen und das Zusehen spielt Angstlust eine wichtige Rolle, denn man kann sich den Gefahren in Romanen und in Filmen genussvoll aus der sicheren Position des Lese- oder Kinosessels hingeben. So können Gefahren zu einer „lustvollen Erfahrung“ werden (vgl. S. 38).

Anschließend widmet sich Lichtenberger in den weiteren Kapiteln der Annäherung an die Inszenierungsweisen von Gefahr und Angst, wobei Moby Dick und Stalker als Beispiele den größten Raum einnehmen. Leider kommt die Autorin an vielen Stellen nicht über eine Nacherzählung des Roman- bzw. Filminhalts hinaus, auch wenn sie einige zentrale Aspekte der Inszenierung herausarbeiten kann, z. B. das Spiel mit Erwartungen oder die filmische Darstellung von unsichtbaren Gefahren. So stellt sie am Ende fest: „Gefahr manifestiert sich nicht immer eindeutig und wird nicht von allen gleich wahrgenommen und bewertet“ (S. 157). Das gilt nicht nur für die Protagonist*innen der Werke, sondern auch für die Zuschauenden und für Jugendschützer*innen, die die Bedeutung von Gefahr dann in der Diskussion erschließen müssen. Hierfür hat die Autorin den Blick geschärft.

Prof. i. R. Dr. Lothar Mikos



Djuna Lichtenberger: Gefahr in Literatur und Film. Vorstellungskraft, Möglichkeiten und Verletzbarkeit. Bielefeld 2024: transcript. 170 Seiten, 39,00 Euro (auch Open Access)