Was genau verstehen wir unter Gemeinwohl und wer definiert es mit welcher Legitimation? Nach Sokrates (469 – 399 v. Chr.) sollen Philosophen entscheiden, was für den Einzelnen und die Gesellschaft „richtig ist“. Sein Schüler Platon übernahm diese Auffassung und versuchte, mit dem Tyrannen von Syrakus, Dionysios II., in Sizilien einen Philosophenstaat aufzubauen, was allerdings aus unterschiedlichen Gründen kläglich scheiterte. Der Soziologe und Philosoph Herbert Marcuse knüpfte daran an und wollte mit Professoren für die 68er-Studentengeneration Ideen für ein neues Gemeinwesen entwerfen. Das Gemeinwohl, so die Idee, stellt die Interessen aller über die des Individuums. Doch wie soll das in einer Gesellschaft funktionieren, die aus 80 Mio. Menschen besteht und den Pluralismus in der Verfassung festgeschrieben hat? Und wer soll letztlich entscheiden: die Politik oder die Gerichte? Dass den Medien für den Zusammenhalt der Gesellschaft eine hohe Verantwortung zukommt, ist sicher unbestritten. Aber liegt nicht gerade in ihrer Diversität und Vielfalt das Gemeinwohl einer Demokratie? tv diskurs geht der Frage nach, ob und wie sich das Gemeinwohl, das Interesse der Nutzer und die Finanzierungsmodelle der Anbieter in Einklang bringen lassen.
Printausgabe tv diskurs: 25. Jg., 3/2021 (Ausgabe 97), S. 16-17