Christina Heinen
Jaques Doillon, der bereits 27 Filme gedreht hat und zu den bekanntesten französischen Filmemachern zählt, gilt dennoch als Außenseiter. Seine Filme, deren bevorzugte Themen schwierige, verwickelte Liebesgeschichten und die Auflösung der Familie sind, wurden oft als „nouveau naturel“ bezeichnet. Gemeint ist dir realistische Erzählweise zumeist alltäglicher Geschichten, die oft mit Laiendarstellern inszeniert sind. Doillons Realismus ist jedoch nur schwer begrifflich zu fassen: Gerade Filme, in denen Kinder und Jugendliche als Laiendarsteller spielen – oft so überzeugend „authentisch“, dass man versucht ist, diesen Filmen eines Gestus des semidokumentarischen zu unterstellen -, vereiteln oft jede Identifizierung des Zuschauers mit den Figuren des Films.
Printausgabe tv diskurs: 5. Jg., 4/2001 (Ausgabe 18), S. 64-67