Medien und Wahrheit

Medienethische Perspektiven auf Desinformation, Lügen und „Fake News“

Christian Schicha, Ingrid Stapf, Saskia Sell (Hrsg.)

Baden-Baden 2021: Nomos Verlagsgesellschaft
Rezensent/-in: Claudia Mikat

Buchbesprechung

Printausgabe mediendiskurs: 26. Jg., 2/2022 (Ausgabe 100), S. 96-96

Vollständiger Beitrag als:

Medien und Wahrheit

Der Sammelband dokumentiert Ergebnisse einer interdisziplinären Tagung zum Thema „Medien und Wahrheit“. Der Fokus in der Auseinandersetzung mit Phänomenen wie Fake News, Deep Fake oder Verschwörungstheorien liegt auf medienethischen Perspektiven, wird aber durch allgemeine philosophische Positionen und medien- und kommunikationswissenschaftliche Ansätze weiter aufgefächert. In fünf Teilen werden grundlegende Theoriekonzepte ebenso berücksichtigt wie Fallbeispiele aus der Informatik und dem Journalismus, die eine konkrete, medienpraktische Dimension eröffnen. Der Band beginnt mit Betrachtungen von Wahrheit im Kontext von Digitalisierung, es folgen medienethische und soziologische Ansätze zur theoretischen Einordnung von Desinformation. Der dritte Teil befasst sich mit Fälschungen, Inszenierungen und Manipulationen in der politischen Kommunikation und Propaganda. Teil 4 diskutiert anhand von Fallbeispielen wie dem Relotius-Skandal ethische Problemfelder im Journalismus und Standards für programmierte Systeme. Der letzte Teil widmet sich den Möglichkeiten der Wahrheitsfindung in der Onlinekommunikation, z. B. durch Techniken der Multimediaforensik. Ein Experiment zur Entstehung politischer Filterblasen schließt den Band ab. Die medienethischen Diskurse um Wahrheit und Lüge sind lesenswert – und angesichts des Ukrainekrieges mit seinen vielfältigen Formen der Desinformation von beklemmender Aktualität.

Claudia Mikat