Medienästhetik der Komik

Tom Kindt, Susanne Kaul (Hrsg.)

Paderborn 2023: Brill | Fink
Rezensent/-in: Lothar Mikos

Buchbesprechung

Printausgabe mediendiskurs: 28. Jg., 4/2024 (Ausgabe 110), S. 80

Vollständiger Beitrag als:

Medienästhetik der Komik

Der Band enthält 14 Beiträge, die auf eine interdisziplinäre Tagung an der Universität Bielefeld zurückgehen. Für Leser dieser Zeitschrift sind neben den drei Beiträgen zu filmspezifischer Komik vor allem die zur Komik in Sketchen und in der Stand-up-Comedy interessant. Die Herausgeber*innen weisen in ihrer Einleitung darauf hin, dass es in der Komikforschung hauptsächlich um bestimmte komische Inhalte gehe (vgl. S. VII f.), die Medienspezifik der Komik aber nicht berücksichtigt werde. So zeigt Judith Ellenbürger am Beispiel der Filme von Wes Anderson, dass Komik mithilfe der Kamera erzeugt wird, wobei sie eine Paradoxie zwischen Individualität und Mechanizität feststellt (vgl. S. 3 ff.). Sie kann zeigen, „dass die Komik eines Bildes, einer Situation oder Geschichte maßgeblich durch die Kameraperspektive“ hervorgerufen werden kann (S. 18). Matthias C. Hänselmann zeigt, dass die Komik in Animationsfilmen durch sieben verschiedene Figurentypen entsteht. Am Beispiel von Die drei kleinen Schweinchen hebt er die unterschiedliche Zeichnung der Charaktere der drei Schweinchen hervor, wobei die Komik durch den Kontrast zwischen dem ernsthaften Schweinchen und den anderen entsteht (vgl. S. 34 ff.). Die Filme von Tex Avery dienen Hänselmann als Beispiel dafür, dass die teils sadistischen Gewalthandlungen „auf dem Unverwundbarkeitspostulat der Slapstick-Komödie“ aufbauen (S. 37). Gewalt wird so zum „harmlosen Spektakel“ (S. 38). Amüsant zu lesen ist das Kapitel von Ralph Müller, in dem er den Loriot-Sketch Herren im Bad gewissermaßen seziert (vgl. S. 119 ff.).

Das Buch bietet einen guten Überblick über Formen und Strukturen von Komik in verschiedenen medialen Gattungen.

Prof. i. R. Dr. Lothar Mikos