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Medienrezeption

2. Auflage

Volker Gehrau, Helena Bilandzic, Holger Schramm, Carsten Wünsch (Hrsg.)

Baden-Baden 2025: Nomos Verlagsgesellschaft
Rezensent/-in: Hans-Dieter Kübler

Buchbesprechung

Online seit 30.06.2025: https://mediendiskurs.online/beitrag/medienrezeption-beitrag-1123/

 

 

Medienrezeption

Medienrezeption – so definieren die Herausgebenden auch im Vorwort dieser zweiten Auflage – umfasst alle Phänomene, die Rezipientinnen und Rezipienten vor, während und nach dem Kontakt mit Medieninhalten erfahren und erleben: wie sie Medien und ihre Inhalte auswählen, wie sie sich ihnen zuwenden, wie sie sie wahrnehmen, verarbeiten und interpretieren, wie sie sie sich aneignen und in ihre Lebenswelt integrieren. Medienwirkungen, die vielfach unter die Medienrezeption subsumiert werden, klammern die Herausgebenden weitgehend aus, in dieser Auflage noch konsequenter als in der ersten Auflage, obwohl „Aspekte der Medienwirkung […] mit Rezeptionsprozessen [eng verwoben sind]“, wie sie einräumen (S. 5). Sie wollen mit diesem Fokus „den Theorien und Ansätzen der Rezeption“ (ebd.) einen breiteren und unabhängigeren Raum geben.

Zehn Jahre nach der ersten Auflage (2014) verlangen vor allem die neuen Entwicklungen bei Medientechniken und ‑angeboten und die mit ihnen korrespondierenden Forschungs- und Theorieinnovationen diese erweiterte und überarbeitete Auflage, um den internationalen Wissensstand auch im deutschsprachigen Raum angemessen abzubilden. Weitgehend geblieben sind die vier Abschnitte: „I. Grundlagen der Rezeption“, „II. Selektion und Zuwendung“, nur Abschnitt III hat sich zu „Rezeptionserleben und Rezeptionsprozesse“ erweitert, während Abschnitt IV weiterhin auf die „Kontexte der Rezeption“ fokussiert.

In allen Beiträgen, die bereits in der ersten Auflage enthalten waren, wurden die jüngsten Entwicklungen durch Digitalisierung, Algorithmisierung, Mobilkommunikation, soziale Netzwerke etc. einbezogen und die einschlägigen Forschungsbefunde gezielt integriert. Außerdem sind 13 Beiträge neu hinzugekommen, vor allem im Abschnitt „Rezeptionserleben und Rezeptionsprozesse“. Dort werden die an Relevanz gewonnenen und demgemäß stärker beforschten sozialpsychologischen Phänomene wie Framing, ideologische Verarbeitung, Nostalgie, Inspiration, Involvement, Glaubwürdigkeit, Reaktanz, produktive sowie kumulative Rezeption analytisch behandelt. Abschnitt IV trägt der digitalen Vernetzung mit den zusätzlichen Themen mobile Rezeption, permanente Verbundenheit sowie Rezeption in algorithmisierten Umgebungen explizit Rechnung.

So ist das Werk um mehr als 300 Seiten (mit einem ausführlichen Sachregister) gewachsen und weist mit über 50 ausgewiesenen Fachwissenschafler*innen der einschlägigen Mediendisziplinen sicherlich ein beachtliches Potenzial auf, das für die deutschsprachige Kommunikations- und Medienwissenschaft singulär ist. Daher repräsentiert der stattliche Band den für die Medienforschung prioritären, ebenso umfänglichen wie komplexen Bereich der Medienrezeption und ihre Forschungen aktuell, kompetent und gewiss für einige Zeit maßgebend.

Prof. i. R. Dr. Hans-Dieter Kübler


Volker Gehrau/Helena Bilandzic/Holger Schramm/Carsten Wünsch (Hrsg.): Medienrezeption. 2. Aufl. Baden-Baden: Nomos. 770 Seiten, 99,00 Euro