Medienzukunft 2025 – Wie kann Vielfalt gelingen?

Zur Weiterentwicklung der öffentlich-rechtlichen Medien

Thorolf Lipp, Dieter Wiedemann (Hrsg.)

Bielefeld 2024: transcript
Rezensent/-in: Hans-Dieter Kübler

Buchbesprechung

Printausgabe mediendiskurs: 28. Jg., 4/2024 (Ausgabe 110), S. 81

Vollständiger Beitrag als:

Medienzukunft 2025

In der Kritik waren die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten schon häufig, seit dem Skandal um die RBB-Intendantin Schlesinger 2022 stecken sie in einer massiven Krise. Davon künden anhaltende Diagnosen zu ihrer föderalen Struktur, ihrer Finanzierung und ihrem üppigen Programmangebot sowie die eilends ergriffenen Reformbestrebungen. Manche Ratschläge beabsichtigen letztlich die Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Im Dezember 2021 veranstaltete die Deutsche Akademie für Fernsehen (DAfF), eine „der wichtigsten Zusammenschlüsse“ aller „Gewerke der Bewegtbildindustrie“ (S. 10), dazu ein Symposium unter der Fragestellung, wie ein reformiertes öffentlich-rechtliches Mediensystem die wachsende Vielfalt in der Gesellschaft angemessener abbilden kann. Der vorliegende Band ist die Dokumentation dieser Veranstaltung. Er enthält neben Expertenbeiträgen auch unkonventionelle Vorschläge von eingeladenen Medienschaffenden, die die Herausgeber, Vorstand der DAfF der eine und langjähriger Präsident der Filmuniversität Babelsberg der andere, zusammengetragen haben.

Die vier thematischen Abschnitte stehen jeweils unter einem markanten Reformmotto. Nach der pointierten Rekapitulation der schon vielfach vorgebrachten Kritik werden als Qualitätskriterien für ein reformiertes Mediensystem Transparenz und sachliche, möglichst an der Produktion orientierte Entscheidungsstrukturen, vor allem eine erweiterte Beteiligung des Publikums etwa in Publikumsräten sowie eine gesicherte Partizipation der Produzenten auf allen Ebenen gefordert. Denn aus deren Sicht sind viele Entscheidungen in den Anstalten undurchsichtig und willkürlich, die Ohnmacht oder gar Resignation hervorrufen. Zu solch eher pragmatischen Reformbestrebungen rufen die beiden Herausgeber zusammen mit den Autoren und Diskutanten auf.

Nicht nötig seien Grundsatzdiskussionen über die vom Bundesverfassungsgericht ohnehin attestierte Bestands-, Entwicklungs- und Finanzierungsgarantie, hingegen schon eine dringliche Weiterentwicklung der Idee des öffentlich-rechtlichen, gemeinnützigen Rundfunksystems.

Prof. i. R. Dr. Hans-Dieter Kübler