Science-Fiction. 100 Seiten

Sascha Mamczak

Stuttgart 2021: Reclam
Rezensent/-in: Marcus Stiglegger

Buchbesprechung

Printausgabe mediendiskurs: 27. Jg., 1/2023 (Ausgabe 103), S. 93-93

Vollständiger Beitrag als:

Science-Fiction

Sascha Mamczak, der Autor des 100‑seitigen Einführungsbändchens zur Science-Fiction in Literatur und Film, betreut die renommierte Science-Fiction-Sektion des Heyne-Verlags und kann daher zweifellos einige inspirierende fachliche Überlegungen zu diesem Phänomen liefern. Als Genre lässt er Science-Fiction nur eingeschränkt gelten, obwohl einige der erfolgreichsten Filme und Serien der letzten Jahre das nahelegen. Ihm geht es um Science-Fiction als eine grundsätzliche Reflexion von Gegenwart und Gesellschaft – und deren Wurzeln finden sich bereits in der Antike. Obwohl utopische und dystopische Modelle seit Jahrhunderten in der Literatur auftauchen, ist Science-Fiction ein Phänomen der Moderne. Als Genrebegriff wird Science-Fiction erst in den 1920er‑Jahren im Kontext der „pulp fiction“ etabliert. Im Kino wird sie zunächst in Filmserials der 1930er‑Jahre populär, bis in den 1950er‑Jahren eine Science-Fiction-Welle von Invasionsfilmen politische Realität spiegelt. Erst mit 2001: Odyssee im Weltraum (1968) und Star Wars (1977) steigerte sich die Popularität von Science-Fiction weltweit. Heute ist es ein Modus der Weltwahrnehmung und ‑reflexion. Aus seiner Gesamtdarstellung gewinnt Mamczak eine Grundstruktur des Science-Fiction-Narrativs: 1. die Konfrontation mit dem bislang Unbekannten, 2. die Veränderung der Koordinaten, welche die Wirklichkeit rekonfiguriert, und 3. nach der Rekonfiguration ist alles neu denkbar, nichts ist wie zuvor. Es gibt keine Rückkehr in die gewohnte Welt. „Alles verändert sich im Laufe einer Science-Fiction-Geschichte. Oder alles hat sich bereits verändert, wenn die Geschichte beginnt. Das zentrale Merkmal der Science-Fiction ist der Zusammenprall unserer Realität mit einer anderen Realität: einem neuen Himmelskörper, einer außerirdischen Lebensform, einer künstlichen Intelligenz oder – einem fliegenden Auto“ (S. 23). Der vorliegende kleine Band liefert spannende Impulse, über diese Zusammenhänge nachzudenken.

Prof. Dr. Marcus Stiglegger