Wenn Spannung oft als „quälend“ oder „unerträglich“ bezeichnet wird, ist damit ein paradoxes Phänomen angesprochen: Was uns da quält, genießen wir zugleich. Literatur und andere Medien erzeugen unterschiedliche Arten von Spannung, die aber eine Gemeinsamkeit haben: Sie rufen Unlustgefühle vor allem der Angst, der Ungewissheit oder des Trennungsschmerzes hervor, verbunden mit dem Wunsch und der Hoffnung, dass sie bald beseitigt werden. Techniken, die Erfüllung der Wünsche zu verzögern, steigern die Spannung – in der Kunst ähnlich wie im Leben.
Printausgabe tv diskurs: 17. Jg., 1/2013 (Ausgabe 63), S. 18-21