Superhelden im Film

Zur post-patriarchalen Utopie des Marvel Cinematic Universe

Peter Vignold

Bielefeld 2023: transcript
Rezensent/-in: Lothar Mikos

Buchbesprechung

Printausgabe mediendiskurs: 28. Jg., 4/2024 (Ausgabe 110), S. 82

Vollständiger Beitrag als:

Superhelden im Marvel Cinematic Universe

Der Medienwissenschaftler Peter Vignold untersucht in seiner Dissertation den Wandel der Maskulinität in den Superheldenfilmen des Marvel Cinematic Universe. Während er in den frühen Filmen Iron Man (USA/CAN 2008, Jon Favreau) und Iron Man 2 (USA 2010, Jon Favreau) noch eine maskuline Ästhetik feststellt – der Titelfigur Tony Stark können Eigenschaften der „toxischen Männlichkeit“ zugeschrieben werden (vgl. S. 128) –, sieht er in der nächsten Phase mit den Filmen Captain America: Civil War (USA/D 2016, Anthony und Joe Russo), Avengers: Infinity War (USA/NOR 2018, Anthony und Joe Russo) und Avengers: Endgame (USA 2019, Anthony und Joe Russo) das Scheitern dieser toxischen Männlichkeit und den Tod des Patriarchats. Mit dem Tod von Tony Stark fällt nach den Worten des Autors der erste Dominostein „männlich-weißer Dominanz“ (S. 192, H. i. O.). Damit ist in der nächsten Phase der Platz frei für eine post-patriarchale Utopie. Die wird an den Filmen Spider-Man: Far From Home (USA u. a. 2019, Jon Watts) und Black Widow (USA 2021, Cate Shortland) festgemacht.

Das Buch schließt mit einem Ausblick auf das Superheld*innengenre und stellt fest: „Diversität [als] erprobte Geschäftspraxis“ (S. 258) bedeutet aber nicht, dass Filme nicht wieder in alte Muster verfallen können. Dennoch hat die Gleichung „Superheld = hegemoniale Männlichkeit“ ihre Grenzen (vgl. S. 262). Auf diese Weise räumt das Buch mit zahlreichen Vorurteilen gegenüber Superheld*innenfilmen, zumindest des Marvel Cinematic Universe, auf.

Prof. i. R. Dr. Lothar Mikos