Was wir über Jugendliche wissen sollten

Eine Einführung in die Jugendforschung

Benno Hafeneger

Frankfurt am Main 2022: Wochenschau
Rezensent/-in: Uwe Breitenborn

Buchbesprechung

Printausgabe mediendiskurs: 26. Jg., 4/2022 (Ausgabe 102), S. 86-86

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Was wir über Jugendliche wissen sollten

Das Buch widmet sich einem recht interessanten und stets aktuellen Thema. Leider referiert es vor allem historische Diskurse über die Frage, was „Jugend“ ausmacht, und ist somit eher als Übersichtswerk zu gebrauchen. Aktuelle Bezüge, die heutige Lebenswelten Jugendlicher genauer in den Blick nehmen, sind hingegen eher rar. Ganz vergessen hat sie der Autor zwar nicht, wenn er beispielsweise erklärt, dass die digitalen Welten einen „neuen Mix des jugendkulturellen Lebens aus face-to-face, Leiblichkeit und direktem Affekterleben auf der einen Seite und den Möglichkeiten des medialen (körperlosen) Daueragierens auf der anderen Seite“ zeigen (S. 13). Aber davon hätte man sich mehr gewünscht. So wird in dem Buch zwar viel über Jugend- und Protestkulturen vergangener Jahrzehnte geschrieben, die Passagen zu digitalen Lebenswelten sind jedoch vergleichsweise kurz. Dabei haben z. B. gerade die Netztechnologien ein erhebliches Mobilisierungspotenzial, was der Autor zwar nicht übersieht und anhand von der Fridays-for-Future-Bewegung kurz erläutert (S. 65 ff.). Aber sehr präsent ist das Thema trotzdem nicht. Hafeneger bietet in seinen Kapiteln eher ein sozialpsychologisches und -geschichtliches Panorama vieler Facetten von Jugend an: „Jugendkultur(en) und Protest – ein prägender Sozialisationsraum“, „Jugendbewegungen und Protest – fünf Beispiele“, „Vom Reden über die junge Generation“, „Reden über Jugend und Sprache der Jugend“ u. a. Zuweilen wirkt das recht allgemein und redundant. Auch die „Generation Corona“ nimmt er in den Blick (S. 69). Er insistiert auf den konstanten Eigensinn Jugendlicher und zeigt anhand historischer Prozesse, dass bei allen Veränderungen auch viele Dinge im Kern gleich bleiben. Das ist ein spannender Aspekt. Wer also den Bezug zwischen wiederkehrenden Debatten, Typisierungen und historischen Bildern von „Jugend“ und heutigen jugendlichen Lebenswelten herstellen möchte, findet hier Material.

Dr. Uwe Breitenborn