Wo Kinder eine Stimme haben …

Auszüge aus einem Gespräch der neuen Leiterin des Deutschen Kinder-Medien-Festivals GOLDENER SPATZ

Barbara Felsmann im Gespräch mit Nicola Jones

Barbara Felsmann im Interview mit Nicola Jones, Leiterin des GOLDENEN SPATZ, zum Kinder-Medien-Festival.

Printausgabe tv diskurs: 21. Jg., 3/2017 (Ausgabe 81), S. 23-23

Vollständiger Beitrag als:

Nach Ihrem ersten Festival: Hand aufs Herz, was hat Ihnen am meisten Freude bereitet?

Ich habe mich sehr über die Arbeit und die Entscheidungen der Kinderjury gefreut und bin hochüberrascht, wie dif ferenziert Kinder die Wettbewerbsbeiträge sehen, wo sie hinschauen, wie schnell sie merken, wenn Dinge un logisch erscheinen, oder auch, dass sie klar äußern, wenn ihrer Meinung nach der eine oder andere Film nicht unbedingt in ein Kinderprogramm gehört. Wir haben beim Festival auch Beiträge mit schwierigen Themen, wie über das Sterben und die Flüchtlingsproblematik, vorgestellt, denn wir wollen ja eine Bandbreite zeigen – und das ist uns mit der Programmauswahl auch gelungen. Neben „klassischen“ Themen wie Abenteuer,  Freundschaft und Märchen waren auch Themen dabei, die unsere Wirklichkeit abbilden, jedoch für Kinder wie für jeden von uns nicht leicht zu „verdauen“ sind. Ich bin froh, dass wir im Rahmen des Festivals die Möglichkeit haben, dass Kinder sich damit in einem begleiteten Kontext auseinandersetzen können.

Was war Ihnen bei Ihrem ersten Festival besonders wichtig?

Dass das Festival über die Inhalte hinaus eine große Plattform darstellt, wo Menschen zusammenkommen, miteinander diskutieren und sich austauschen. Das gilt einerseits für das Fachpublikum, andererseits ist mir besonders der Austausch zwischen dem jungen Publikum und den Erwachsenen wichtig, wo Kinder eine Stimme haben, wo diese auch gehört wird und Relevanz hat. Eine gelungene Veranstaltung für diesen Austausch war unsere Kooperation mit dem Deutschen Bundestag, bei der der Film Applaus für Felix – Ein Tag im Bundestag in Anwesenheit der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Petra Pau, und des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow vor 500 Zuschauern präsentiert wurde. Die Kinder haben hier unglaublich interessante Fragen gestellt und ehrliche Antworten erhalten. Der Umstand, mit hochrangigen Politikern offen sprechen zu können, gab den Kindern das Gefühl, wichtig zu sein und ernst genommen zu werden.

Das Kinder-Medien-Festival beinhaltet ja die Schwerpunkte „Film und Fernsehen“ sowie die „neuen Medien“. Ist dies alles auf nur einem Festival zu bewältigen?

Film und Fernsehen ergänzt sich im Rahmen des Festivals meines Erachtens auf natürliche Art und Weise. Die neuen Medien spiegeln sich derzeit in der Game- und der WebJury auch bei der Preisvergabe wider. Dann haben wir mit Wishlist zum ersten Mal eine Webserie im Jugendprogramm vorgestellt und mit unserer Zukunftswerkstatt „Schöne neue Medienwelt“ am Eröffnungstag in Gera ein breites Publikum begeistert. Auch im Rahmen der medienpädagogischen Workshops in Schulen und Kindergärten spielen digitale Medien eine große Rolle. Für die nächsten Jahre müssen wir uns überlegen, wie wir diesen Bereich noch stärker sichtbar als Teil des Festivals etablieren können.

Welche Akzente würden Sie außerdem beim nächsten SPATZEN stärker setzen?

Auf die zunehmende Internationalisierung, die es ja auch beim deutschen Kinderfilm in Form von Koproduktionen gibt, einen genaueren Blick zu werfen, finde ich wichtig und richtig. Diese Entwicklung birgt ja große Chancen, aber auch Herausforderungen in sich! Und dies auf der fachlichen Ebene zu thematisieren, finde ich spannend. Dass man auch mal schaut, in welchen Ländern es bestimmte neue Tendenzen und Entwicklungen im Bereich „Kinderfilm“ gibt, und eigene Netzwerke wie z.B. die Initiative „Kids Regio“ nutzt, um die Branche europaweit oder gar international miteinander in den Austausch treten zu lassen.

Nicola Jones ist Leiterin des Deutschen Kinder-Medien-Festivals GOLDENER SPATZ

Barbara Felsmann ist freie Journalistin mit dem Schwerpunkt „Kinder- und Jugendfilm“ sowie Autorin von dokumentarischer Literatur und Rundfunk-Features.