Wussten Sie, dass Roboter in Tschechien erfunden wurden?
Genau genommen wurde zwar nur der Begriff in Tschechien erfunden, aber das ist schon überraschend genug. Erfinder war der u. a. als Maler und Schriftsteller aktive Künstler Josef Čapek. Davon hätte die Welt aber nichts erfahren, wäre nicht sein Bruder, der Schriftsteller Karel Čapek, auf die Idee gekommen, den Begriff im Titel eines Bühnenwerkes zu verwenden. 1921 fand in Prag die Uraufführung seines Stücks R.U.R. – Rossums Universal Robots statt. Diese „Roboter“, heute würde man sie eher Androiden nennen, sind künstliche Menschen, die als rechtlose Arbeitssklaven eingesetzt werden, sich dann gegen die Menschheit wenden und sie bekämpfen. Das Ende des Stücks ist ambivalent: Zwar ist die Menschheit vollständig vernichtet, aber zwei Roboter, Helena und Primus, entdecken ihre menschlichen Seiten – nicht die Menschheit überlebt, aber die Menschlichkeit.
Der Begriff geht auf das tschechische Wort „robota“ zurück, das Wurzeln im Altslawischen hat und Fron- oder Zwangsarbeit bedeutet – oder auch einfach nur: Arbeit. Für die weltweite Verbreitung des Wortes dürfte auch hilfreich gewesen sein, dass R.U.R. in 30 Sprachen übersetzt und ein großer Bühnenerfolg wurde, der 1922 sogar am Broadway in New York zur Aufführung kam. Der Rest ist, wie es so schön heißt, Geschichte. Das Wort „Roboter“ wurde zum Synonym für Maschinenmenschen, die wiederum entwickelten sich zu einem Kernelement der Ikonografie der Science-Fiction und einzelne Roboter schafften es sogar zu Starruhm – und das trifft auf beide Arten von Robotern zu.
Czech Theater: Rossum's Universal Robots (11/2018) (Czech Theater, 31.03.2022)
Neben den Robotern aus dem Reich der Fantastik gibt es schließlich auch Roboter in der Realität, beispielsweise Industrieroboter. Darunter versteht man programmierbare Bewegungsautomaten zu verschiedensten Zwecken. Für alle gibt es seit 2003 eine „Robot Hall of Fame“, in die sowohl reale Roboter wie der „Mars Pathfinder“ oder „Roomba“ (ein Saugroboter) aufgenommen worden sind als auch berühmte Science-Fiction-Roboter (und Androiden) wie HAL 9000 (2001: Odyssee im Weltraum), R2-D2 (Star Wars) oder Data (Star Trek).
Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass der Roboter kein Waisenkind ist. Er hat eine respektable Ahnenreihe: Die jüdische Mystik etwa kennt seit dem Mittelalter die Figur des „Golem“, einen aus Lehm geschaffenen künstlichen Menschen. Gewissermaßen „programmierte“ Bewegungsautomaten kennt man seit über 2.000 Jahren. Und man kann sie heute sogar in mehreren griechischen Museen bewundern, die sich mit antiker Technologie beschäftigen. Neben vielen anderen wundersamen Maschinen, die den Zeitgenoss:innen wie Magie vorgekommen sein müssen, gibt es dort auch den Nachbau der „automatischen Dienerin“ von Philon von Byzanz. Es handelt sich dabei um eine menschengroße Figur, die automatisch Wein und Wasser ausschenkt, wenn man ein Glas auf ihre linke Handfläche stellt. Der Roboter, wie man ihn aus Film und Fernsehen kennt, hat also einen komplexen europäischen Migrationshintergrund …