Zur Frage nach der Perspektive des Kindes

Gertrud Beck, Heike Deckert-Peaceman, Gerold Scholz (Hrsg.)

Leverkusen 2021: Budrich
Rezensent/-in: Klaus-Dieter Felsmann

Buchbesprechung

Printausgabe mediendiskurs: 26. Jg., 4/2022 (Ausgabe 102), S. 91-91

Vollständiger Beitrag als:

Die Perspektive des Kindes

Die Autorenschaft des vorliegenden Sammelbandes treibt die Frage um, warum aktuell ein deutliches Nachlassen des Interesses am Fachgebiet der Kindheitsforschung zu beobachten ist. Dies als problematischen Ausgangspunkt nehmend, wird aus unterschiedlichen Sachzusammenhängen heraus immer wieder auf eine zentrale Fragestellung eingegangen: Wovon spricht man eigentlich beim langjährig gültigen erziehungswissenschaftlichen Konzept, der „Perspektive des Kindes“, und bräuchte es möglicherweise andere Forschungsansätze? Geprägt von teils konträren Prämissen, wird die Genese des Konzepts aufgezeigt und nach möglichen Fehlstellen und verengten Interpretationen gefragt. Ziel bleibt ein angemessenes Verstehen von Kindern und Kindheit, ohne dabei allerdings der bisherigen Annahme weiter zu folgen, Erwachsene könnten sich vollständig in kindliche Wesen hineinversetzen. Eine Quintessenz lässt sich aus allen hier vorgestellten Überlegungen ziehen: Künftige erziehungswissenschaftliche Ansätze müssen weitaus stärker als bisher mit soziologischen bzw. psychologischen Überlegungen untersetzt werden.

Insgesamt wirft der Band im Wesentlichen Fragen auf, die künftige Forschung beantworten muss. Als methodische Basis dafür plädiert Gerd Schäfer für eine „Dialogische Empirie“. „Die Perspektive des Kindes bleibt immer eine Annahme, die ich mir vom Kind in seiner Situation mache und die ich deshalb mit den Reaktionen des Kindes abstimmen muss“ (S. 223).

Klaus-Dieter Felsmann