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Zwischen Innovation und Herausforderung

Wie künstliche Intelligenz die Entertainmentbranche verändert

Frank Schwab, Hannah Geiß, Fabia Gentilini, Dana Großberger, Nicole Kraftsik, Benedikt Luther, Jonas Mahlmann, Elina Ruckdäschel, Laura Rudolph, Katharina Schmitt, Ann-Katrin Veit, Nadja Vo, Magdalena Zehner

Dr. Frank Schwab ist Professor für Medienpsychologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Der Beitrag wurde verfasst mit Teilnehmenden am Forschungsprojekt des Lehrstuhls Medienpsychologie der Julius-Maximilians-Universität.

Künstliche Intelligenz verändert die audiovisuelle Entertainmentbranche. Während KI neue kreative und wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnet, werfen ihr Einsatz und ihre Weiterentwicklung auch Fragen zu Urheberrecht, Transparenz und ethischen Standards auf. In einer Delphi-Befragung wurden Branchenexpert:innen zu Chancen und Risiken befragt. Sie fordern klare Regelungen, um die Technologie verantwortungsvoll einzusetzen.

Printausgabe mediendiskurs: 29. Jg., 1/2025 (Ausgabe 111), S. 85-90

Vollständiger Beitrag als:

Stellen Sie sich vor, wie die nächste Generation von Regisseur:innen nicht nur mit Schauspieler:innen, sondern auch mit intelligenten Maschinen zusammenarbeitet, um die nächsten Blockbuster zu erschaffen. Oder wie Drehbuchautor:innen von einer KI unterstützt werden, um die perfekte Story zu entwickeln. Was für einige wie Zukunftsmusik klingt, ist für andere schon Realität. Künstliche Intelligenz ist längst in der Unterhaltungsbranche angekommen und verändert sie möglicherweise von Grund auf – von der Planung bis zur Postproduktion.
 


Ich bin fest der Überzeugung, dass KI wie jede neue Technologie vor allem einen Fortschritt bringt. Es ist eine neue Farbe in unserem Malkasten der Medienproduktion.“


Danilo Pejaković (Manager AI Strategy & Implementation, Leonine Studio)


Diese Entwicklungen haben nicht zuletzt auch einen erheblichen wirtschaftlichen Einfluss. Einerseits versprechen sie eine effizientere Produktion mit geringeren Kosten. Andererseits bergen sie Risiken für Arbeitsplätze und die kreative Freiheit. Diese Veränderungen führen zu diversen grundlegenden Debatten hinsichtlich des Umgangs mit KI innerhalb der Entertainmentbranche. Einige Personen fordern rechtliche und ethische Vorgaben, wie z. B. klare Regulierung und ethische Standards für KI-generierte Inhalte sowie die transparente Kennzeichnung von KI-gestützten Produktionen.

Ein Forschungsprojekt an der Universität Würzburg hat sich genau mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Über hundert Expert:innen aus der Unterhaltungsbranche haben hierzu ihre Einschätzungen geteilt. Und die Ergebnisse? Viel spricht dafür, dass KI nicht nur eine vorübergehende Erscheinung ist, sondern die audiovisuelle Entertainmentbranche nachhaltig verändern wird.  
 

Ein Blick hinter die Kulissen der Studie

Um ein umfassendes Bild der aktuellen und zukünftigen Rolle von KI in der audiovisuellen Entertainmentbranche zu erhalten, wurde ein dreistufiges Delphi-Verfahren durchgeführt. Die Delphi-Methode ist ein iterativer Prozess, bei dem Expert:innen in mehreren Runden befragt werden. Ziel dieser Methode ist es, einen Konsens zu erreichen oder die verschiedenen Meinungslager zu konkretisieren.

In der ersten Phase wurden für das Thema relevante Expert:innen der Branche identifiziert und interviewt. Diese Interviews dienten dazu, ein fundiertes Verständnis des Themenfeldes zu entwickeln und erste Fragestellungen zu generieren. Basierend auf den hieraus gewonnenen Erkenntnissen wurde ein Fragebogen entwickelt, welcher die wichtigsten Prognose- und Entscheidungsfragen zum Thema „KI in der audiovisuellen Entertainmentbranche“ enthielt. Dieser wurde anschließend an eine größere Gruppe von Expert:innen aus verschiedenen Teilbereichen der Branche versendet.

Die Ergebnisse der ersten Fragebogenrunde wurden genutzt, um die Befragung zu erweitern und zu optimieren. In der zweiten Fragebogenrunde erhielten die Expert:innen eine anonymisierte Übersicht der bisherigen Meinungsverteilungen, um den Teilnehmenden eine Reflexion und gegebenenfalls Anpassung ihrer Antworten zu ermöglichen. Vor dem Versand des zweiten Fragebogens wurden erneut zusätzliche Expert:innen identifiziert und zur Teilnahme eingeladen, um die Stichprobe zu erweitern. Am Ende des Prozesses wurden die Antworten zusammengeführt und ausgewertet.
 

Wie nutzen Branchenexpert:innen KI?

Die Datengrundlage basiert auf einer großen und heterogenen Stichprobe, die die relevanten Teilgruppen der Branche sowie das facettenreiche Meinungsbild bezüglich KI und deren Nutzung adäquat widerspiegelt. Die Teilnehmer:innen der Studie verfügten im Durchschnitt über fast 25 Jahre Berufserfahrung, was auf eine hohe Expertise innerhalb der Stichprobe hinweist.

Die am häufigsten genutzten KI-Tools unter den Befragten sind Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT oder NotebookLM. Darüber hinaus werden auch Übersetzungstools und berufsspezifische Anwendungen wie KI-Bildbearbeitung und Bildgeneratoren eingesetzt. Es ist bemerkenswert, dass nur ein kleiner Bruchteil der Befragten angab, überhaupt keine KI-Tools einzusetzen. Auch wenn die Befragten diese Programme nutzen, empfinden sie subjektiv kaum eine deutliche Veränderung in ihrem Arbeitsalltag. Die überwiegende Mehrheit der Befragten geht jedoch davon aus, dass dies in spätestens drei Jahren der Fall sein wird.

 

Abb. 1: Nutzung von KI-Tools
Bei den Angaben war eine Mehrfachauswahl möglich. Es werden die absoluten Häufigkeiten von 98 Befragten angegeben.


 

Um zu prüfen, ob die Einstellungen der Expert:innen stark durch persönliche Ansichten gegenüber KI im Allgemeinen beeinflusst werden, wurden sie zu ihrer Meinung zu künstlicher Intelligenz befragt. Die Mehrheit zeigte eine neutrale Einstellung zu KI. Zwischen den einzelnen Branchen (z. B. Film oder Fernsehen) oder Beschäftigungsformen (Festangestellte, Selbstständige/Freelancer:innen, Wissenschaftler:innen) lassen sich keine Unterschiede in den allgemeinen Einstellungen zu KI ausmachen.
 

Abb. 2: Einstellung zu KI
Das Histogramm zeigt die Verteilung der durchschnittlichen Einstellungen  gegenüber künstlicher Intelligenz (KI) unter 98 befragten Personen. Der Mittelwert beträgt 4,38 mit einer Standardabweichung von 1,06.


 

Hoffen oder bangen?

Mit steigender Berufserfahrung sinkt die Nutzung von KI – und die Skepsis wächst. Während Branchenneulinge der Technologie meist offen gegenüberstehen, zeigen sich erfahrene Profis kritischer oder ablehnend.

Auch zwischen Festangestellten und Selbstständigen gehen die Meinungen weit auseinander. Man darf vermuten, dass in Firmen tätige Expert:innen stärker an Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen orientiert sind, während Selbstständige sich eher von KI bedroht fühlen dürften. Unternehmensvertreter:innen sehen KI vermutlich als Chance, Arbeitsprozesse zu optimieren und Ressourcen gezielter einzusetzen – sei es durch automatisierte Content-Erstellung, Datenanalyse oder personalisierte Empfehlungen. Möglicherweise wird der wirtschaftliche Nutzen deutlicher wahrgenommen als die potenziellen Risiken für einzelne Arbeitskräfte. Die Position innerhalb eines Unternehmens spielt ebenfalls eine Rolle. Je höher jemand auf der Karriereleiter steht, desto größer wird das Potenzial von KI eingeschätzt.
 

Gamechanger oder Ergänzung? In welchen Bereichen könnte KI ihr Potenzial entfalten?

Die Studie zeigt, dass KI in der Branche zunehmend als relevanter wahrgenommen wird – jedoch nicht gleichmäßig in allen Arbeitsbereichen. Aktuell wird das größte Potenzial in der Steigerung der allgemeinen Produktivität gesehen, was sich durch die weitverbreitete Nutzung von Large Language Models (LLMs) bestätigt, welchen eine besonders hohe Effizienzsteigerung zugesprochen wird.
 


Es zeigt sich aber auch, dass diese Tools alle nichts wert sind, wenn man nicht den Menschen hat, der sie bedient, der versteht, die Eingaben richtig zu geben und die Ergebnisse richtig zu bewerten.“ 


Max Wiedemann (Film Producer und Founder, Wiedemann & Berg Film & TV | Co-Founder, Chief Production Officer und Chief Business Development Officer, Leonine Studios | Head of Artificial Intelligence, Mediawan Group)


Die größte Stärke der KI wird zukünftig in der Postproduktion erwartet. Diese Einschätzung könnte jedoch dadurch beeinflusst sein, dass ein Großteil der Befragten weniger mit den spezifischen Abläufen in der Postproduktion vertraut ist. Es besteht die Möglichkeit, dass Personen, die weniger direkten Kontakt zur KI-Nutzung haben, ein überhöhtes Potenzial wahrnehmen oder eine positive Voreingenommenheit gegenüber dem KI-Einsatz in diesen Bereichen haben.

Erstaunlicherweise wird der Nutzen von KI für die Drehbucherstellung als eher gering eingeschätzt – trotz der weitverbreiteten Verwendung von LLMs. Das könnte darauf hindeuten, dass aktuelle KI-Tools unausgereift wirken oder ethische, rechtliche oder künstlerische Bedenken und Vorurteile eine entscheidende Rolle spielen.

 

Abb. 3: Heutige Nutzung und Potenzial von KI nach Arbeitsbereichen


 

Eine KI-fokussierte Branche: Revolution oder Illusion?

Die interessantesten und prävalentesten Thesen aus den Interviews wurden einer größeren Gruppe von Expert:innen als Fragebogen präsentiert. Die vielleicht provokanteste Prognose: In nur fünf Jahren könnten KI-Tools in der Lage sein, komplette Filme oder Serien zu generieren. Die Meinungen der Befragten gingen hier weit auseinander. Branchenangehörige mit weniger Berufserfahrung zeigten sich deutlich zuversichtlicher bezüglich technologischer Innovationen. Vielleicht, weil sie diese als Chance sehen und die Fortschritte der KI optimistischer einschätzen. Auch die Idee, dass KI-generierte Filme ein eigenes Genre bilden könnten, spaltete die Meinungen. Dass KI schon bald komplette Drehbücher für Daily Soaps schreiben könnte, stieß allerdings auf größere Zustimmung.
 


Bei klar strukturierten und formalisierten Produktionen – wie Soaps oder Krimis – kann die KI in Zukunft die Arbeit der Autor:innen immer stärker unterstützen. Der Faktor Mensch bleibt aber bei emotionalen Geschichten immer noch entscheidend – zumindest bislang. KI kann derzeit unterstützen, aber nicht ersetzen.“  


Prof. Dr. Joachim Friedmann (Autor und Konzepter für Drehbuch, Comic und Game | Creative Producer | Dozent)


Die Debatte um den Einsatz von KI-Avataren als Ersatz für menschliche Schauspieler:innen ist besonders kontrovers. Während Festangestellte diese Möglichkeit häufig befürworten, stehen viele Freiberufler:innen und erfahrene Filmschaffende dem skeptisch gegenüber. Darüber hinaus wirft der Einsatz von KI-Avataren eine Reihe ethischer Fragen auf, die auch bei der Diskussion um den Ersatz von Synchronsprecher:innen durch KI-Stimmen relevant sein dürften. Im Gegensatz zu den KI-Avataren fällt die Zustimmung zum Einsatz von KI-Stimmen im Bereich der Synchronisation jedoch deutlich höher aus. Dies könnte daran liegen, dass Text-to-Speech-Technologien bereits weitverbreitet sind (z. B. bei Siri) und möglicherweise in der Öffentlichkeit eine höhere Akzeptanz genießen.

Im Großen und Ganzen gehen die Befragten davon aus, dass die Akzeptanz des Publikums gegenüber KI-generierten Inhalten in den kommenden Jahren steigen wird. Gleichzeitig befürchten sie jedoch, dass diese Inhalte weniger emotionale Wirkung haben könnten.
 

Wie kreativ kann KI selbst sein?

Wenn es um Kreativität geht, zeigt sich eine spürbare Skepsis. Unpopulär scheint vor allem die These, dass KI-generierte Filme und Serien in den nächsten fünf Jahren die gleiche Qualität wie menschlich produzierte Werke erreichen werden. Sonderbarerweise gilt auch hier: Je geringer die Berufserfahrung innerhalb der Branche, desto höher ist die Zustimmung. Womöglich lässt sich das damit erklären, dass Fachkräfte, die noch viele Berufsjahre vor sich haben, mit digitalen Tools aufgewachsen sind oder den Wandel als Chance sehen – statt als Bedrohung. Freelancer:innen hingegen zeigen sich deutlich skeptischer als Festangestellte. Kein Wunder: Wenn KI kreative Prozesse übernimmt, könnte das für viele eine direkte berufliche Konkurrenz bedeuten. Unternehmensmitarbeiter:innen hingegen betrachten die Technologie möglicherweise unter dem Aspekt der Effizienz und Kosteneinsparung.
 


Produzent:innen wollen Kreative natürlich am liebsten durch Methodiken oder Maschinen ersetzen, die berechenbar sind, aber Kreativität ist nicht berechenbar.“ 


Claus Stirzenbecher (Drehbuchautor)


Während die Vorstellung, dass KI kreative Prozesse komplett übernehmen könnte, nur wenig Zustimmung erhielt, wird ihr Potenzial zur Innovation durchaus anerkannt. Die Idee, dass KI neue, bislang unbekannte Gedanken erschaffen kann, fand im Vergleich zu allen anderen Prognosen über Kreativität eine merklich höhere Zustimmung. Möglicherweise liegt das daran, dass Kreativität nicht nur als rein menschliche Fähigkeit zur Originalität, sondern auch als die schlichte Fähigkeit zur bloßen Ideenfindung verstanden wird – und genau hier könnte KI künftig eine größere Rolle spielen. Allerdings bleibt eine grundlegende Sorge: Wenn KI in der Lage ist, eigenständig neue kreative Impulse zu setzen, was bedeutet das für den Wert menschlicher Kreativität? Wird diese in allen Bereichen an Bedeutung verlieren und zurückgehen? Die Expert:innen zeigen hier keine klare Tendenz, denn die Meinungen gehen stark auseinander. Besonders Selbstständige äußerten erneut häufiger Bedenken.
 

Mehr Tempo, weniger Kosten? KI als Effizienzbooster?

Die Expert:innen äußerten sich überwiegend positiv zu den prognostizierten Effizienzsteigerungen durch KI in der audiovisuellen Entertainmentbranche. Viele glauben, dass KI-Tools die Produktionskosten in Film und Fernsehen in den nächsten fünf Jahren deutlich senken werden. Zudem zeigt sich die Fernsehbranche hier tendenziell optimistischer als die Filmbranche. Dies könnte darauf hindeuten, dass im Fernsehen über längere Zeit hinweg standardisierte Abläufe vorherrschen, die sich leichter durch KI optimieren lassen als die individuelleren Prozesse einzelner Filmproduktionen. Auch in der Postproduktion wird eine Effizienzsteigerung durch KI-Tools erwartet. KI wird zudem als Werkzeug gesehen, das organisatorische und logistische Aufgaben übernimmt und so den Fokus auf den kreativen Schaffensprozess ermöglicht.
 

Bedrohung oder Transformation? Was bedeutet KI für den Arbeitsmarkt?

Die Meinungen der Expert:innen über die Auswirkungen von KI auf Arbeitsplätze in der Entertainmentbranche gehen weit auseinander. Doch hier wird ein klarer Zusammenhang deutlich: Wer KI bereits intensiv nutzt oder eine positive Haltung dazu hat, ist tendenziell weniger besorgt um den Verlust von Arbeitsplätzen. Ganz anders bei denjenigen, die schon länger im Geschäft sind – sie fürchten vermehrt den drohenden Jobverlust durch den technologischen Fortschritt.

Daher lässt sich wohl nur spekulieren: Wird es wirklich die KI sein, die Menschen vom Arbeitsmarkt verdrängt, oder eher jene Personen, die sie effizient einzusetzen wissen? Vielleicht erleben wir auch eine Transformation, bei der etablierte Jobs durch KI-gestützte Aufgabenfelder ersetzt werden – etwa so, wie Kfz-Mechaniker durch Kfz-Mechatroniker ersetzt wurden. Zugleich besteht die Möglichkeit, dass KI-Tools mehr Mitbewerber:innen den Zugang zum Entertainmentmarkt ermöglichen könnten.
 

KI ohne Grenzen? Ein Appell an Ethik und Recht

Die Diskussion um den KI-Einsatz in der Entertainmentbranche thematisiert auch ethische und rechtliche Bedenken. Anders als bisher zeigt sich unter den Expert:innen hier ein deutlicher Konsens darüber, dass klare Regelungen und ethische Standards für den Umgang mit KI notwendig sind. Sie fordern mehr Transparenz gegenüber dem Publikum und wirksame Schutzmechanismen, um Missbrauch und Urheberrechtsverletzungen zu verhindern.

Außerdem wurde durchweg die Forderung nach mehr Forschung zu den langfristigen ethischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der KI-Nutzung laut. Die Branche sieht den Bedarf an evidenzbasiertem Wissen, um die potenziellen Konsequenzen der KI-Integration vollständig zu verstehen und angemessen damit umgehen zu können.

Kreative fordern, dass ihre Werke nicht ohne Zustimmung oder Vergütung zum Training von KI-Modellen verwendet werden dürfen, und wünschen einen stärkeren Schutz ihres geistigen Eigentums. In diesem Zusammenhang ergibt sich auch die Frage der Haftung für KI-generierte Inhalte: Wer trägt die Verantwortung, wenn künstlich erschaffene Bilder oder Texte problematisch sind? Die Sorge vor Vorurteilen und Voreingenommenheit in den Trainingsdaten von KI-Modellen, die sich auf die Entertainmentprodukte auswirken können, ist ein wichtiges Thema. Hier brauche es – so die befragten Expert:innen – dringend verbindliche gesetzliche Regelungen, damit nicht länger in einem rechtlichen Graubereich agiert werden muss. Um Missbrauch zu verhindern, fordert die Mehrheit der Expert:innen Mechanismen zur Kontrolle und Überwachung der von KI-Tools generierten Inhalte.
 


Man muss das Thema ‚Trainingsdaten‘ gut, verträglich und verständlich aufziehen.“


Danilo Pejaković (Manager AI Strategy & Implementation, Leonine Studios)


Neben gesetzlichen Regelungen wünschen sich die Expert:innen ethische Richtlinien, die innerhalb der Branche zur Konvention werden könnten. Zudem stimmen die Expert:innen Aus- und Weiterbildungsangeboten deutlich zu, um Fachkräfte auf den Umgang mit KI-Technologien vorzubereiten und ihnen neue berufliche Perspektiven zu eröffnen.
 

Blick nach vorne: Wie die Branche den KI-Wandel gestalten will

Die Meinungen von über hundert Branchenexpert:innen zeichnen ein vielschichtiges Bild: Einerseits erkennt man das enorme Potenzial von KI zur Effizienzsteigerung, Kostensenkung und Innovation. Andererseits offenbaren sich tiefgreifende Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf Arbeitsplätze, die kreative Qualität und die ethischen Implikationen. Die Diskussion um KI in der Entertainmentbranche zeigt ein klares Muster: Während Unternehmensangestellte oft Effizienz und Innovation betonen, drängen vor allem Selbstständige auf rechtliche Absicherung und ethische Standards. Doch unabhängig vom Beschäftigungsverhältnis ist für die Expert:innen eines offensichtlich: Ohne klare Regeln bewegt sich der Einsatz von KI in einem rechtlichen und ethischen Graubereich. Von der Politik erwartet man, dass sie mit verbindlichen Rahmenbedingungen für Sicherheit und Fairness sorgt.

Für die meisten Expert:innen geht es nicht mehr nur darum, ob KI in der Branche präsent sein wird, sondern wie mit ihrer Präsenz umgegangen werden soll. Die Herausforderung besteht darin, einen Weg zu finden, der die Vorteile der Technologie nutzt, ohne die menschliche Kreativität zu entwerten oder die Situation der Branchenangehörigen am Arbeitsmarkt zu verschlechtern. Die Ergebnisse der Delphi-Studie lassen vermuten, dass die Zukunft der audiovisuellen Entertainmentbranche maßgeblich davon abhängen wird, wie diese Balance gefunden wird und ob auf die ethischen und rechtlichen Fragen gute Antworten gegeben werden. Ein offener Dialog und klare Rahmenbedingungen scheinen notwendig, damit die Vision einer KI-gestützten Entertainmentbranche nicht als Dystopie endet, sondern zu einer Bereicherung für alle Beteiligten wird.

 

Weiterführende Informationen, Näheres zur Studie und ausführliche Ergebnisse sind abrufbar unter:  https://www.ki-tainment.de.