Attraktiv für viele Zuschauer
Fußball und Fernsehen als gewinnbringende Symbiose
Die Fußballeuropameisterschaft in Frankreich hat im Fernsehen zu Spitzenquoten geführt. Warum ist dieses sportliche Großereignis für breite Teile der deutschen Bevölkerung so interessant?
Wir wissen aus Erfahrung, dass sich zu Zeiten von EM oder WM ungefähr 70 % der Bevölkerung für das Ereignis interessieren. Und das war dieses Mal auch so, auch wenn der aufgeblähte Spielplan einen etwas holprigen Start vermuten ließ.
Wie ist die Faszination der deutschen Bevölkerung am „Volkssport Nummer eins“ zu erklären?
Fußball ist der Sport, mit dem die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens und in ihrer Sozialisation Kontakt haben. Insofern ist es in Deutschland der Nationalsport. In anderen Ländern erfreuen sich Sportarten wie Kricket oder Baseball großer Beliebtheit, in Deutschland ist es der Fußball. Jeder, egal ob männlich oder weiblich, hat schon einmal Fußball gespielt. Es ist bekannt, dass Fußball ein Ereignis ist, bei dem viele Menschen zusammenkommen. Meiner Meinung nach ist dies in der Tradition begründet, die sich nach und nach fortsetzt. Das ist auch der Unterschied zu den Olympischen Spielen, die in diesem Sommer in Brasilien stattfinden. Um diesen zu folgen, muss man eher ein spezielles Sportinteresse für beispielsweise Turnen oder Leichtathletik haben. Fußballbegeisterung hingegen ist weitverbreitet. Der frühere Geschäftsführer von RTL, Helmut Thoma hat mal gesagt: „Es gibt in Deutschland drei Sportarten: Fußball, Fußball und Fußball.“ Da ist natürlich etwas dran.
Welche Rolle spielt dabei das Verhältnis von Fernsehen und Fußball?
Fußball und Fernsehen bilden eine enge Symbiose. Das Fernsehen braucht Geschichten und eben auch Sportgeschichten, und dazu ist der Fußball mit seiner besonderen Dramatik, mit den 90 Minuten voller Spannung, besonders geeignet. Und wenn man sich die Fernsehformate in den vergangenen Jahren anschaut, dann ist durch die lange Vor- und Nachberichterstattung das Geschichtenerzählen um und über den Fußball enorm gewachsen. Es gab einmal Zeiten, in denen Punkt 20:15 Uhr in ein Stadion geschaltet wurde und um 22:05 Uhr zurück ins Studio. Das ist meiner Meinung nach heute gar nicht mehr machbar. Und natürlich braucht der Fußball allein schon aus kommerziellen Gründen das Fernsehen. Nicht nur der Fußball, alle Sportarten benötigen in gewisser Hinsicht das Fernsehen, um ihre sportlichen, aber auch ökonomischen Ziele durchzusetzen. Ohne das Fernsehen gäbe es keine Sponsoren. Das ist ein Kreislauf, der sich selbst stärkt.
Welchen konkreten Einfluss hat die medienökonomische Seite auf die Sportart an sich?
Wir finanzieren als Zuschauer in gewisser Hinsicht das gesamte Ereignis durch unsere Gebühren mit. Mit den Übertragungsrechten, die von unseren Rundfunkgebühren bezahlt werden, bezahlen wir indirekt auch die Gehälter der Sportler. Aber das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass die Sportrechte so teuer geworden sind. Gerade die Rechte für Fußballgroßereignisse sind in die Höhe geschossen, sodass es ökonomisch keinen Sinn macht, nur 90 Minuten reines Spiel zu übertragen. Die Übertragungsteams, die Technik und die Redakteure sind bereits vor Ort. Für die Fernsehsender lautet die Rechnung: Kosten pro Minute pro tausend Zuschauer. Da rechnet sich eine ausführlichere Übertragung für das interne Controlling natürlich viel besser, als wenn man nur das Spiel überträgt. Außerdem müssen die Sender in der Zeit kein anderes Programm produzieren oder einkaufen, wodurch man erhebliches Geld spart.
Wie hat sich die mediale Inszenierung des Sports in den vergangenen Jahren verändert?
Die Inszenierungsmuster, die wir jetzt haben, gibt es seit Mitte der 1990er-Jahre. Sicherlich sind in den vergangenen Jahren Feinheiten dazugekommen, z.B. Grafiktools und zusätzliche Analysen. Aber das Konzept, dass die Sender, die während einer Welt- oder Europameisterschaft Fußball im Programm haben, in diesen vier Wochen reine Fußballsender sind, ist nicht neu. Der Rest der Programmaufträge wird nebenbei erledigt. ARD und ZDF wechseln sich dabei in der Berichterstattung ab. Aber wir wissen aus Analysen zu Beginn des Jahrtausends, dass in der Zeit, in der solche Großereignisse stattfinden, das jeweilige Programm durch Fußball geflutet wird. Und das nicht nur in der Vor- und Nachberichterstattung, sondern Fußball wird in Vormittagsmagazinen, Mittagsmagazinen und am Ende des Tages noch in Comedyveranstaltungen thematisiert. Das heißt, der Rezipient kann dem nur entrinnen, wenn er auf einen anderen Kanal wechselt. Was sich entwickelt hat, sind die Formen öffentlicher Rezeption, beispielsweise das Public Viewing oder das private Treffen im Garten oder zu Hause, um gemeinsam beim Fußball zu feiern. Fußball ist ein wunderschöner Anlass nicht allein zur Sportrezeption, sondern auch für Geselligkeiten der unterschiedlichsten Art. Das macht den Sport im Allgemeinen und den Fußball im Speziellen aus: Man trifft sich, schaut gemeinsam und fiebert mit. Es gibt nur wenige Leute, die alleine in ein Stadion gehen. Sport ist also per se eine gesellige Angelegenheit, die gemeinsam noch einmal richtig zelebriert wird.
Geht es dabei um den Sport an sich oder spielen auch Hintergrundthemen wie z.B. Transfers und Spielerfrauen eine Rolle?
Um die vielen Programmflächen, die für solch ein Ereignis geschaffen werden, zu füllen, muss über alles Mögliche berichtet werden. Vermutlich auch über Spielerfrauen und andere Dinge, das gehört nun mal offensichtlich dazu. Ob das wirklich so wahnsinnig viel Aufmerksamkeit findet oder ob die Sender die Sendeflächen, die sie haben, besser thematisch ausschließlich mit Fußball füllen sollten, da bin ich mir nicht sicher. Man kann das sehr gut an den Kurven der Einschaltquoten während eines Fußballspiels erkennen. Die Kurve beginnt auf einem relativ schwachen Level vor Beginn des Spiels, steigt bis zur Pause an, stürzt anschließend ab und steigt wieder an bis zum Höhepunkt in der 85. Spielminute. Anschließend fallen die Einschaltquoten wieder stark ab. Für die Sender ist die Vor- und Nachberichterstattung trotzdem attraktiv, weil die Einschaltquoten zu der Zeit vermutlich immer noch höher sind als an einem normalen Programmtag. Diese Streckung der Berichterstattung hat sehr viel mit Medienökonomie zu tun, denn das Ereignis ist bereits bezahlt und die Kamerateams sind vor Ort. Dabei spielt die Wichtigkeit, eine Zeitlupe auch noch in der vierten Kameraeinstellung zu zeigen, keine allzu große Rolle.
Sie sprachen die Berichterstattung aus medienökonomischer Sicht an. Was stellt der „gemeine“ Fan für Anforderungen an die Berichterstattung?
Der „gemeine“ Fan möchte gewinnen oder mitgewinnen. Das erwartet er von den Spielen. Siege sind immer schöner als Niederlagen. Es gibt dazu nur wenig Forschung, aber ich habe das Gefühl, dass beim Sport dem Journalisten eine gewisse Parteilichkeit eher nachgesehen wird, die z.B. im politischen Journalismus abgelehnt oder zumindest sensibler reflektiert werden. So ein wohlgesetzter, distanzierter Moderator wie Marcel Reif ist vielleicht gut für das Pay-TV, aber für das Volksfernsehen ist er ein bisschen zu distanziert
Die Sportberichterstattung wird mehr und mehr durch Statistiken und Grafiken ergänzt. Wie aussagekräftig und relevant sind diese Zusatzinformationen tatsächlich für den Zuschauer?
In der Sportstatistik ist der deutsche Sportjournalismus eher schwach, wenn ich das mit dem US-amerikanischen Fernsehen vergleiche, in dem es von Statistiken nur so wimmelt. In den Berichten, egal ob Baseball oder Football, werden Statistiken gezeigt. Das Zeigen von Statistiken ist ansteigend, zumal durch das Internet und die professionellen Spielbeobachtungen auch die Möglichkeiten steigen, auf Datenbanken zurückzugreifen und für jeden Spieler festzulegen, wie viele Kilometer er gelaufen ist. Das sind Informationen, die es vor zehn Jahren maximal für die Trainer gegeben hat. Aber jetzt kann man diese Daten offen sichtlich auf dem Markt einkaufen. Und das wird auch sehr stark von den Medien genutzt, um die Berichterstattung anzureichern. Ob die Zuschauer diese Zusatzinformationen wirklich brauchen oder nicht, das ist nicht die Frage.
Reagieren die Fernsehsender mit den zusätzlichen Informationen und Daten auf das wachsende Informationsbedürfnis des Publikums?
Ja, aber ich glaube, das geschieht nicht hauptsächlich mit dem Blick auf die Zuschauer oder die Leser. Durch die neuen technischen Möglichkeiten entstehen Standards in der Branche, an die wir uns als Zuschauer gewöhnen. Niemand hätte vor zehn Jahren gesagt: „Warum erfahre ich nicht, wie viele Kilometer dieser Spieler gelaufen ist?“ oder: „Wie hoch ist die Schussgeschwindigkeit, mit der der Ball im Tor einschlägt?“ Dafür schauen wir ja Fußball, um selbst festzustellen, dass dieser oder jener Spieler ein bisschen mehr und schneller laufen könnte. Der Fußballzuschauer ist 100 Jahre ohne diese Statistiken ausgekommen. Aber jetzt sind die Informationen verfügbar, werden genutzt und dankend von den Rezipienten angenommen.
Was glauben Sie, wie diese technologische Entwicklung noch weitergehen wird?
Ich glaube, diese Tools, über die wir da reden, diese Statistiktools, werden in erster Linie unter sportwissenschaftlichen Aspekten genutzt. Ob die Trainer überhaupt etwas damit anfangen können, sei mal dahingestellt. Das hängt auch sehr stark vom Trainertyp ab. Es gab letztens eine interessante Diskussion bei kicker.TV auf Eurosport. Dort hat Hans Meyer, ein ehemaliger Bundesligatrainer, gesagt: „Wozu muss ich denn wissen, ob der Spieler 3 km gelaufen ist? Wenn er zwei Tore geschossen hat, ist doch alles gut.“ Dieser Satz schlägt genau in diese Kerbe. Aber es kommt jetzt eine neue Generation von Trainern auf den Markt, die anders ausgebildet sind und stärker sportwissenschaftlich gefüttert werden. Da spielen u.a. Daten über die Passqualität und -stärke eine Rolle. Das sind allerdings Dinge, die ein guter Trainer eigentlich ohne die technischen Hilfsmittel sehen müsste. Der Vorteil ist dabei jedoch, dass man nicht nur auf sein Gefühl vertrauen muss, sondern auch seinen Spielern auf dem Papier zeigen kann, dass beispielsweise die Passquote um 20 % geringer als bei den Mitspielern war. Ich denke, das sind Tools, die für Sport- und Trainingsmethodik sehr wichtig sind, aber für den Zuschauer keinen übermäßigen Mehrwert bieten. Diese Verwissenschaftlichungstendenzen gibt es mittlerweile in allen gesellschaftlichen Bereichen und demzufolge auch im Fußball. Die dabei erhobenen Daten werden dann in einer blanken, abgespeckten und verständlichen Form in den Medien präsentiert. Nur wenige von uns haben eine Trainerausbildung, aber diese Statistiken werden von uns wahrgenommen. Interessant sind auch diese feinen Analysetools wie z.B. beim alpinen Skilauf, wo die verschiedenen Fahrer grafisch übereinandergelegt werden. Das ist eine Sportart, bei der ich als Zuschauer, wenn ich nicht gerade Skifahrer bin, ganz wenig sehe, abgesehen von der angezeigten Fahrzeit. Man sieht vielleicht, dass die Skifahrer manchmal ein wenig weiter rechts oder links fahren als andere, aber mehr versteht der normale Zuschauer nicht. Mit solchen Tools kommt auch für den Zuschauer eine Analysemöglichkeit hinzu. Damit besteht die Möglichkeit, dass er mehr über die Sportart lernt, als wenn er bloß das reine Rennen anschauen würde. Insofern haben wir überall im Sport solche Verwissenschaftlichungstendenzen, die dann in die mediale Berichterstattung rüberwachsen und den Rezipienten in einer gewissen Weise weiterbilden können.
Können Sie sich vorstellen, dass hinter der Sportart „Fußball“ eine besondere Symbolik steht?
Es ist für den Sport typisch, dass das, was auf dem Spielfeld und in den Arenen stattfindet, auch immer aufgeladen ist mit Stellvertreterpatriotismus. Das sieht man beispielsweise an der Medaillenwertung der Olympischen Spiele. Es gibt Länder, die nehmen das noch wichtiger als Deutschland, es gibt aber auch Länder, für die das keine große Rolle spielt. Beim Fußball ist alles unterhalb des Halbfinales eine nationale Schande. Das ist schon seit langer Zeit so und wird auch bei diesem Turnier so sein. Das kennen wir auch noch von der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land, bei der es eine Art Freizeitpatriotismus mit Fahnen, Schmuck und Kostümierung gab. Ich halte das gar nicht für problematisch, das gehört zum Spiel, es hat etwas Spielerisches. Ein schönes Beispiel dazu: In Kanada wird gerade darüber diskutiert, dass zum ersten Mal seit 30 Jahren keine in Kanada beheimatete Eishockeymannschaft in die Play-offs der NHL [Nordamerikanische Eishockey-Liga, Anm. d. Red.] eingezogen ist. Das empfinden die Kanadier als nationale Katastrophe. Das wäre sicherlich vergleichbar damit, wenn die deutsche Nationalmannschaft bereits in der Vorrunde zur Europameisterschaft ausscheiden würde.
Finden Sie die mediale Aufmerksamkeit, die dem Fußball zugebracht wird, angemessen?
Es gibt so viele unterschiedliche Programmangebote. Der durchschnittliche deutsche Haushalt verfügt über 80 Sender. Wem der Fußballsender zu viel ist, der kann umschalten. Ich bin mir nicht im Klaren darüber, woran man zu viel oder zu wenig Aufmerksamkeit messen kann. Es ist ein Spiel und wie bei jedem schönen Spiel ist auch eine Portion Ernst dabei. Das ist das Schöne beim Sport, dass es beides ist: Spiel und Ernst. Man kann das aber auch zu ernst nehmen. In den Wochen wurden eine ganze Reihe von wichtigen politischen Entscheidungen getroffen, die Volksabstimmung in Großbritannien, Entscheidungen der Europäischen Zentralbank, Wahlen in Spanien. Alles, was über die Zukunft Europas entscheiden wird. Es ist für solch wichtige Entscheidungen nicht leicht, während einer Fußball-EM überhaupt noch durchzudringen, ohne vom Fußball weggespült zu werden. Dort liegt das Problem. Die Rente mit 67 ist auch während eines Fußballgroßereignisses verkündet worden. Das böse Erwachen kam dann erst später.
Welchen Einfluss hat die große mediale Präsenz, die eine Fußballweltmeisterschaft oder -europameisterschaft mit sich bringt, auf das Gastgeberland?
Das hängt sehr stark von der jeweiligen Lage ab. Frankreich befindet sich gerade in einer schwierigen Phase. Die Streiks zu Beginn der EM oder die Sicherheitsproblematik hätten eine größere Rolle spielen können. Das wird dann sicherlich im Nachhinein noch reflektiert werden. Solche sportlichen Großereignisse müssen ja nicht dazu führen, dass man andere journalistische Aufgaben einfach vergisst. Ganz im Gegenteil: Ich denke an das besagte Länderspiel in Paris. Da kann so etwas wie ein terroristischer Akt eine hohe Aufmerksamkeit für ein ganz anderes Problem schaffen. Natürlich hegen alle Nationen, die solche Großereignisse veranstalten, die Hoffnung auf einen Imagegewinn. Das betrifft die Städte, die vermuten, dass sie durch die Ausführung einer Olympiade an Image, Beliebtheit und Infrastruktur gewinnen, und das betrifft auch die Länder, in denen Olympische Spiele oder die Europameisterschaften stattfinden. Es gibt aber keine Garantie mehr, dass das gut geht. Die hat es vielleicht noch nie gegeben, wenn man an München 1972 denkt. Aber in der heutigen Welt ist das sicherlich noch ein wenig riskanter geworden.
Haben Sie persönlich den Eindruck, dass die vor der Europameisterschaft stattfindenden Ereignisse, beispielsweise das Trainingslager und die Kaderzusammenstellung, stärker thematisiert wurden als in den vergangenen Jahren?
Ich glaube nicht. Dass die Pressekonferenzen des Bundestrainers inzwischen genauso häufig übertragen werden wie die der Bundeskanzlerin, ist kein neues Phänomen. Das ist spätestens seit 2006 der Fall. Es ist ein interessanter Aspekt, dass die Politik sich schon immer für den Sport interessiert hat. Aber so massiv, wie das in den letzten 15 bis 20 Jahren gewesen ist, war das noch nie der Fall. Dass sich beispielsweise die nationalen Repräsentanten öffentlich auf der Tribüne zeigen, ist neu.
Woran könnte das liegen?
Das hat sicherlich viele Gründe. Der Fußball verfügt gerade bei diesen Höhepunkten über eine andere breite soziale Basis in der Gesellschaft. Plötzlich interessieren sich Schichten für Fußball, die vielleicht früher die Nase gerümpft und diesen Sport als „Tölpelsport“ bezeichnet hätten. Das Fußballinteresse ist in alle gesellschaftlichen Schichten hineindiffundiert und insofern kann ich mir auch vorstellen, dass die Bundeskanzlerin gerne zuschaut. Das ist ein Grund. In dem Moment, in dem das sportliche Großereignis eine solche Resonanz hat, wird es gerade für die Politik interessant. Bei der vergangenen Weltmeisterschaft haben mehr Frauen als Männer zugeschaut bzw. das Verhältnis war relativ ausgeglichen. In dem Moment schielen Politiker natürlich streng opportunistisch auch nach Wählern und versuchen, sich mit den Erfolgen der eigenen Nation zu schmücken. Studien zeigen, dass die Beliebtheit von Politikern oder Parteien mit dem Erfolg der deutschen Nationalmannschaft kurzfristig steigt. Nicht, dass Helmut Kohl abgewählt wurde, weil 1998 Deutschland gegen Kroatien ausgeschieden ist. Aber der damalige Bundestrainer Berti Vogts hat eine schwache Performance abgegeben, indem er behauptete, dass die Funktionäre, insbesondere die FIFA, schuld am Ausscheiden der deutschen Mannschaft gewesen seien. Und da den meisten klar war, dass Berti Vogts und Helmut Kohl ein Herz und eine Seele waren, ist Kohl im Sommer 1998 in den Umfragen abgestürzt. Das hat die Wahl nicht entschieden, aber diese kurzfristigen Effekte gibt es und die Politiker sind sich dessen bewusst. So gehört solch ein Ereignis auch zum Wahlkampf. Denn die Stimmung im Land kann abhängig vom Abschneiden der Nationalelf beflügelt, aber auch gedrückt werden.