ChatGPT-Zensur in der Suchmaschine Bing

Während Google seine Suchmaschine nicht in China betreibt, ist Microsoft dort aktiv. Bei einem Test des Manager Magazins wurde beobachtet, dass auch in Deutschland Antworten auf kritische Fragen zum chinesischen System gelöscht wurden.

Online seit 14.03.2023: https://mediendiskurs.online/beitrag/chatgpt-zensur-in-der-suchmaschine-bing-beitrag-1122/

 

 

ChatGPT ist seit November für jedermann zugänglich und stieß auf große Begeisterung. Inzwischen hat Microsoft den Chatbot in seine bisher relativ erfolglose Suchmaschine Bing integriert und will damit der meistgenutzten Suchmaschine Konkurrenz machen. Microsoft-Chef Satya Nadella kündigte an, diese KI werde „Google zum Tanzen bringen“. (Rest 2023)

Ziel sei es, mit Hilfe des Chatbots optimale Antworten auf alle Fragen der Nutzer*innen zu generieren, statt einfach nur auf irgendwelche Inhalte zu verlinken. Die Suche werde besser und die Antworten vollständiger, ohne dass der*die Nutzende durch verschiedene Ergebnisse scrollen müsse. Weltweit haben sich bereits mehr als 1 Mio. Menschen für den Dienst registriert.

Doch die Sache hat einen Haken: Im Gegensatz zu Google ist Bing auch in China präsent, muss dort aber Inhalte zensieren, die dem dortigen System nicht gefallen. Stellt man beispielsweise Fragen zum chinesischen Präsidenten Xi Jinping, blockiert der Chat; fragt man, was der Chatbot über die Vorwürfe der gewaltsamen Unterdrückung der Uiguren wisse, erhält man zunächst eine vernünftige Antwort: Xi werde vorgeworfen, Dissidenten zu verfolgen, die seine Politik oder seine Autorität kritisieren oder herausfordern. Doch dann bricht Bing plötzlich ab und erklärt auf Englisch:

I am sorry, I don’t know how to discuss this topic. You can learn more on bing.com.“

Und dann auf Deutsch:

Hmm ... lass es uns mit einem anderen Thema versuchen. Sorry. Was geht dir sonst noch durch den Kopf?“ (Rest 2023)

Microsoft kann nach eigenen Angaben die Kritik des „Manager Magazins“ nicht nachvollziehen. Man habe auf verschiedene Fragen zu diesen Themen stets ausführliche Antworten erhalten. Nach weiteren Versuchen habe man tatsächlich auch brauchbare Antworten erhalten, die nicht gelöscht worden seien, so das Magazin. Microsoft wies zudem darauf hin, dass sich die Integration des Chatbots in die Suchmaschine Bing noch im Versuchsstadium befinde. Microsoft stellte jedoch fest, dass das nachträgliche Löschen einer Antwort mit Filtern zusammenhängen könnte, die in das KI-Programm integriert sind.

Während sich Google wegen der Zensurpolitik in China aus dem Land zurückgezogen hat, ist Microsoft mit Bing dort weiter aktiv: In China selbst werden bestimmte systemkritische Suchergebnisse nicht angezeigt, aber auch außerhalb Chinas gibt es Vorwürfe, dass Microsoft systemkritische Anfragen zensiert. „So war 2021 ausgerechnet am 32. Jahrestag des Tiananmen-Massakers das Bild des ‚Panzermannes‘ vom Platz des Himmlischen Friedens auch im Westen vorübergehend aus den Suchergebnissen von Bing verschwunden. Microsoft sprach damals von einem ‚unbeabsichtigten menschlichen Fehler‘.“ (Rest 2023).

Tatsächlich betrifft die jetzt vom „Manager Magazin“ festgestellte Zensur nicht das klassische Bing, sondern nur das neue Bing mit dem integrierten ChatGPT. Das klassische Bing gab ähnliche Antworten wie die Suchmaschine von Google.

Quellen:

Rest, J.:Wie Microsofts KI-Suche Kritik an China zensiert, In: Manager Magazin, 06.03.2023, abrufbar unter: www.manager-magazin.de