Das Russlandbild im skandinavischen Kriminalroman

Produktion in Skandinavien und Rezeption im deutschsprachigen Raum

Jennifer Grünewald

Paderborn 2021: Brill | Fink
Rezensent/-in: Lothar Mikos

Buchbesprechung

Printausgabe mediendiskurs: 26. Jg., 4/2022 (Ausgabe 102), S. 91-91

Vollständiger Beitrag als:

Das Russlandbild im skandinavischen Kriminalroman

Die Literaturwissenschaftlerin Jennifer Grünewald befasst sich in ihrer Dissertation mit den narrativen Mustern, mit denen Russland im skandinavischen Kriminalroman inszeniert wird. Im Mittelpunkt stehen sowohl „die unterschiedlichen Funktionen russischer Figuren innerhalb der Romanstruktur als auch die chronologische Veränderung ihrer Darstellung und ihr Zusammenhang mit Ereignissen der Alltagswirklichkeit“ (S. 4). Die Russen tauchen als „die Bösen“ auf: als Spione, Mafiosi, Schmuggler, die Frauen als Verführerinnen oder Opfer von Menschenschmuggel und Zwangsprostitution. Aber es gibt auch die guten Russ:innen, die den skandinavischen Ermittler:innen helfen, weil sie „einen gemeinsamen moralischen Kodex“ teilen (S. 261). Durch diese Kombination von guten und bösen russischen Figuren wird „eine Spannung zwischen Faszination und Furcht erzeugt“ (S. 299). Generell wird jedoch ein Szenarium der Bedrohung durch die bösen Russ:innen aufgebaut. Für Deutschland sind diese Zusammenhänge wichtig, weil die skandinavische Kriminalliteratur hier sehr erfolgreich ist. Zumal sich die von Grünewald beschriebenen stereotypen Darstellungen von Russ:innen auch in den skandinavischen TV-Krimiserien finden.

Prof. i. R. Dr. Lothar Mikos