Facebook macht Twitter mit Threads Konkurrenz

Nachdem Elon Musk mit der Übernahme des Nachrichtendienstes Twitter für viel Wirbel und Verwirrung sorgte, hat der Facebook-Konzern Meta die Chance gewittert, einen erfolgreichen  Konkurrenzdienst aufzubauen. Threads erreichte schnell über 100 Mio. Nutzer, ob die Plattform sich allerdings langfristig zu einem tatsächlichen Konkurrenten für Twitter entwickeln wird, ist zu bezweifeln.

Online seit 20.07.2023: https://mediendiskurs.online/beitrag/facebook-macht-twitter-mit-threads-konkurrenz-beitrag-1122/

 

 

Nach der Übernahme Twitters durch Elon Musk ist der Nachrichtendienst in Schwierigkeiten geraten. Mitarbeiter wurden gekündigt, dann wurden sie wieder eingestellt. Wenn man Twitter vollumfänglich nutzen wollte, musste man zahlen. Gegen Hassreden und Fake News wurde wenig unternommen: „Das blaue Häkchen gibt es mittlerweile nur für Geld und das kostenpflichtige Abo soll neben vieler begehrter Funktionen auch mit einer generellen Bevorzugung durch den Algorithmus locken. […] Erst kürzlich limitierte Elon Musk nämlich die Anzahl Tweets, die Nutzer auf Twitter täglich lesen dürfen auf nur 600 für unverifizierte Nutzer, 300 für neue unverifizierte Nutzer und 6.000 für seine zahlenden Premiumkunden. Die Begründung: Extremes Abgreifen von Daten von entsprechenden Unternehmen. Auch wenn Elon Musk das Limit bereits kurze Zeit später etwas nach oben anpasste, ist der Schaden jedoch angerichtet: Die Nutzererfahrung ist selbst für viele hartgesottene Poweruser zerstört und selbst wer weniger durch die Limits eingeschränkt ist[,] weiß nicht, welche Impulsaktion als nächstes vom wankelmütigen Twitterchef kommt.“ (Reismann 2023)
 

Threads als Alternative zu Twitter?

Meta hat die Chance genutzt und macht Twitter nun mit der Alternative namens Threads Konkurrenz. Dass ein solches Angebot bei den Nutzern ankommt, zeigt die schnelle Zustimmung zum neuen Dienst: bereits in den ersten sieben Stunden haben sich 10 Mio. Nutzer angemeldet, innerhalb weniger Tage wurde die Hundertmillionengrenze überschritten – schneller als bei ChatGPT. Und das, obwohl der Dienst in Europa noch nicht funktioniert. (Vgl. Ziegener 2023)

Der Zeitpunkt für den Release ist gut gewählt. Da aus den oben genannten Gründen viele Twitter-Nutzer unzufrieden sind, ist die Bereitschaft zu einem Wechsel offenbar groß. Ihn zu vollziehen ist einfach, da Threads mit Instagram verknüpft ist und für dessen Nutzer nicht mal eine neue Registrierung erforderlich ist. In Europa ist Threads aus Angst vor datenschutzrechtlichen Problemen bisher nicht zugänglich, der Dienst funktionierte bis zum 14. Juli zwar auf Umwegen, aber Meta filtert europäische Nutzer inzwischen strenger heraus und sperrt sie.

Anders als bei Mastodon oder Bluesky kann man bei Threads ein Profilbild hochladen, und die Timeline ist so mit bekannten Gesichtern gefüllt. Allerdings wird dies durch algorithmisch platzierte Werbung überdeckt. Ein Vorteil von Threads liegt darin, dass der schon von Twitter bekannte blaue Haken, der die Authentizität des Nutzers garantieren soll, bei dem neuen Dienst verlässlicher sein soll. Anders als Twitter will sich Threads nicht auf politische Themen fokussieren: „Das merkt man. Die Posts von Nicht-gefolgten Personen, die wir in die Timeline gespült bekommen, zeichnen sich vor allem durch ihr Nichtssagen aus. Das mag zum Konzept vom als Selbstdarstellernetzwerk verschrienem Instagram passen. Das bietet aber immerhin Fotos von leckeren Mittagessen, schönen Sonnenuntergängen und glücklichen Menschen, die einen Unterhaltungswert liefern. In der reinen Textform ist das so öde und frustrierend, wie Facebook – das nicht ohne Grund zuletzt immer mehr Nutzer verlor.“ (Ebd.)

Anders als andere sozialen Netzwerke kündigt der neue Dienst an, dass man seinen Account bei einem Wechsel mitnehmen kann, erklärt der Chef von Threads auf der Plattform. Mastodon-User können ebenfalls Threads abonnieren. „Das löst nicht nur Freude aus. Zahlreiche Mastodon-Administratoren haben schon jetzt angekündigt, Threads auf denen von ihnen betriebenen Instanzen sofort zu blockieren. Sie sorgen sich vor einer Schwemme an unkontrollierter Hassrede: ‚Sie werden ihren Scheiß auf keinen Fall anständig moderieren, und das wird das Fediverse aktiv unsicher machen‘, schreibt eine der Initiatorinnen.” (Ebd.).

Ob Threads eine echte Alternative zu Twitter sein wird, muss sich also noch zeigen. Ziegener hält das für nicht sehr wahrscheinlich: „Im Moment verpassen die von Meta ausgesperrten Nutzer in der EU ohnehin nicht viel. Aber vielleicht muss es das gar nicht sein, wenn die größte Gefahr für Twitter nach wie vor bei Twitter selbst sitzt. Elon Musk ist der einzige [sic!], der Twitter nachhaltig zerstören könnte. Und wenn er das endlich schafft, steht schon der nächste Tech-Milliardär in den Startlöchern.“ (Ebd.)

Quellen:

Reismann, S.: Was ist Threads? – Die neue Twitter-Alternative von Meta. In: Netzpiloten Magazin, 06.07.2023. Abrufbar unter: www.netzpiloten.de (letzter Zugriff: 19.07.2023)

Ziegener, D.: Meta Threads ausprobiert. Der echte Twitter-Killer bleibt Elon Musk. In: golem, 14.07.2023. Abrufbar unter: www.golem.de (letzter Zugriff: 19.07.2023)