Lola, Toni, Yella und die anderen: Der deutsche Film nach 1990

Corina Erk, Matteo Galli, Jörn Glasenapp (Hrsg.)

Paderborn 2023: Brill | Fink
Rezensent/-in: Lothar Mikos

Buchbesprechung

Printausgabe mediendiskurs: 28. Jg., 1/2024 (Ausgabe 107), S. 92-92

Vollständiger Beitrag als:

Der deutsche Film nach 1990

Einen Kanon für den deutschen Film nach 1990 zu erstellen, ist kein leichtes Unterfangen, zumal wenn keine festen Kriterien wie z. B. Besucherzahlen im Kino zurate gezogen werden. So verstehen die Herausgeber:innen die Zusammenstellung der Filme in ihrem Buch auch lediglich als Vorschlag und Diskussionsangebot (S. 1), das auch keinerlei Repräsentativität beansprucht. Das Buch verfolgt

das Ziel, einen Überblick über das deutsche Kino nach 1990 zu geben – und zwar über eine Auseinandersetzung mit einzelnen Filmen, die diese umfassend, das heißt bezüglich ihrer Rezeption, ihrer Kontexte, ihrer Ästhetik, ihrer filmhistorischen Bedeutung etc., in den Blick nimmt“ (ebd.).

Die Autor:innen sind in erster Linie Germanist:innen und Medienwissenschaftler:innen, zeugen aber auch von der Internationalität des Bandes, stammen sie doch aus Frankreich, Großbritannien, Italien, den USA und aus Deutschland.

Das Buch geht chronologisch vor und beginnt mit der Darstellung von drei Filmen aus dem Jahr 1994, Der bewegte Mann, Die Sieger und Lisbon Story, und endet mit zwei Filmen aus dem Jahr 2019, Heimat ist ein Raum aus Zeit und Systemsprenger. Die Auswahl der Filme ist gelungen, auch wenn jede:r Leser:in sich vielleicht den einen oder anderen Film noch zusätzlich gewünscht hätte. So stehen unterschiedliche Filme wie Marseille und Oh Boy neben Gundermann, Lola rennt, Toni Erdmann und Fack Ju Göhte. Letzterer hat es offenbar nur schwer in die Auswahl geschafft, doch die Herausgeber:innen betonen leicht erstaunt, dass er „im Lichte einer genauen Sichtung zum Teil erstaunliche Qualitäten“ offenbare (S. 2). Denn der Film ordne sich klar in das Genre Komödie ein, benutze zudem eine Doppelstruktur, sodass sowohl Schüler:innen als auch Lehrer:innen über den Film lachen könnten (vgl. S. 362).

Insgesamt bietet der Band einen guten Überblick über die Diversität des Filmschaffens in Deutschland seit den 1990er-Jahren. Farbige Abbildungen lockern die Lektüre auf. Allerdings wird das Buch bei dem stolzen Preis (174,00 Euro) in der einen oder anderen Buchhandlung verstauben. Dabei wäre eine größere Verbreitung wünschenswert.

Prof. i. R. Dr. Lothar Mikos