Malum. Das Böse als kulturelle Konstruktion

Alexander Grau

Das Böse ist ein religiöser Begriff. Genauer: Es ist ein Produkt des Monotheismus. Noch der antike Polytheismus kannte das Böse nicht, sondern lediglich das unbegreifliche Schicksal, das Fatum. Erst der Absolutheitsanspruch monotheistischer Religionen trennte die Welt in das göttliche Reich des Guten und die sündige Sphäre des Bösen. Mit dem Niedergang traditioneller Religiosität wanderte dieses monotheistische Denkmuster in weltliche Ersatzreligionen aus, vor allem in die politischen Ideologien: Das Böse wurde säkularisiert. Die Idee eines übernatürlichen Bösen überlebte in einem weiteren Religionsderivat der Moderne: der Kunst. Dadurch wurde auch der Raum geschaffen, das Böse in seiner Schönheit und Verführungskraft darzustellen – es zu ästhetisieren.

Printausgabe tv diskurs: 18. Jg., 2/2014 (Ausgabe 68), S. 18-23

Vollständiger Beitrag als: