Mitarbeiter des Erzbistums Köln suchten Pornografie auf Dienstrechnern

Frei zugängliche Pornografie im Internet war bisher ein Problem für den Jugendschutz und wird von der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) seit Längerem mit allen rechtlichen Mitteln bekämpft – bisher allerdings ohne erkennbaren Erfolg. Vermutlich sind sich die Jugendschützer im Kampf gegen Pornografie auch der Unterstützung der Katholischen Kirche sicher, zumindest, wenn es um die moralische Entrüstung geht. Allerdings scheinen auch nicht alle katholische Geistliche frei von der Faszination pornografischer Darstellungen zu sein.

Online seit 21.08.2023: https://mediendiskurs.online/beitrag/mitarbeiter-des-erzbistums-koeln-suchten-pornografie-auf-dienstrechnern-beitrag-1122/

 

 

Aus Sicht der Katholischen Kirche dient Sexualität ausschließlich dem Zweck, Nachwuchs zu generieren. Alles was zu lustorientierter Sexualität gehört und dieses Ziel von vornherein ausschließt – Selbstbefriedigung, Empfängnisverhütung oder gleichgeschlechtliche Beziehungen – wird als Sünde betrachtet. Auch wenn diese Sichtweise in der Gesellschaft schon längst überwunden scheint, haben sich der Vatikan und die offizielle katholische Sexualethik bisher davon nicht distanziert.
 

Ambivalenz zwischen Moral und physischer Lust

Aber nicht nur bei Jugendlichen entwickelt Pornografie eine hohe Anziehungskraft, sondern offenbar auch bei katholischen Würdenträgern. Der „Kölner Stadtanzeiger“ offenbart, dass Mitarbeiter des Kölner Erzbistums „massenhaft“ versucht haben, pornografische Inhalte aufzurufen – und das auf ihren Dienstrechnern, einzelne immer wieder. Es kursieren Listen, auf denen alle Akteure aufgeführt sind, es sind wohl Dutzende und darunter auch hochrangige Geistliche. Ein Mitarbeiter hat wohl nach Kinderpornografie gesucht, deshalb interessiert sich offenbar auch die Staatsanwaltschaft Köln für diese Liste.

Herausgekommen ist das Ganze bei einem IT-Routinecheck, der herausfinden sollte, ob die Firewall in der Lage ist, Gewaltdarstellungen, Pornografie oder Angebote von Drogen abwehren zu können. Danach seien die Zugriffsversuche durch den automatischen Filter auch verhindert worden. Um welche gesuchten Inhalte es sich dabei genau handelte, wurde nicht ermittelt, da dies nach Absprache mit externen Sachverständigen aus datenschutzrechtlichen Gründen erlaubt sei. Immerhin: Kardinal Rainer Maria Woelki gehört nicht zu den Interessenten dieser Seiten.
 

Woelki lehnt Pornos ab und ist „enttäuscht“

Woelki erklärte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, er sei enttäuscht, dass seine Mitarbeiter ausgerechnet mit den Dienstrechnern versucht hätten, solche Inhalte aufzusuchen. Nachdem er davon erfahren habe, habe er die Aufklärung der Vorfälle angeordnet. „Pornografie gilt nach katholischer Sexualmoral als verwerflich. Woelki sagte dazu: ‚Manch einem mag der Konsum von Pornografie als harmlos erscheinen. Ich aber stimme Papst Franziskus zu, der sie verurteilt und vor ihren Gefahren, insbesondere der Verletzung der menschlichen Würde warnt.‘“ (Kölner Stadt-Anzeiger 2023)
 

Keine rechtlichen Konsequenzen

Strafrechtlich stelle das Verhalten der kirchlichen Mitarbeiter keinen Verstoß da, solange es sich bei den gesuchten Inhalten nicht um Sexualität mit Kindern handele, denn die Personen selbst waren wohl über 18 Jahre alt (Gontek 2023). Und kirchenrechtlich? „Einen Zölibatsverstoß sieht der Kirchenrechtler Thomas Schüller nicht. ‚Aber moraltheologisch ist das eine schwere Sünde, Pornografie steht dem Katechismus entgegen‘, sagt er dem SPIEGEL. Zwar durchziehe das Phänomen alle gesellschaftlichen Schichten, doch gerade für die Kirche gälten ‚hohe moralische Ansprüche‘. Schüller: ‚Es ist dramatisch, wenn die eigene Belegschaft und leitende Figuren dem offenbar nicht genügen.‘“ (Ziegler 2023) Immerhin sind solche Aktivitäten in einer Dienstvereinbarung untersagt, sodass die Mitarbeiter mit internen Konsequenzen rechnen müssen. (Kölner Stadt-Anzeiger 2023)

Quellen:

Gontek, F.: Nutzung des Dienstrechners: „Das Anschauen von Pornos auf dem Arbeitslaptop ist noch nicht strafbar“. Florian Gontek im Gespräch mit Arbeitsrechtlerin Isabel Hexel. In: Spiegel Job und Karriere, 19.08.2023. Abrufbar unter: https://www.spiegel.de/karriere/firmenlaptop-was-auf-dem-dienstrechner-erlaubt-ist-und-was-nicht-a-d2b160ba-034d-446d-a67c-0cf92c23c506?sara_ref=re-so-app-sh

Kölner Stadt-Anzeiger: Kölner Kardinal folgt Papst-Linie. Woelki reagiert auf Porno-Seiten-Besuche von Erzbistum-PCs. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 18.08.2023. Abrufbar unter: www.ksta.de

Ziegler, J.-P.: Neuer Ärger im Erzbistum Köln. Geistliche versuchten offenbar wiederholt, Pornoseiten aufzurufen. In: Spiegel Panorama, 18.08.2023. Abrufbar unter: www.spiegel.de