The Mediatization of the O.J. Simpson Case

From Reality Television to Filmic Adaptation

Tatjana Neubauer

Bielefeld 2023: transcript
Rezensent/-in: Lothar Mikos

Buchbesprechung

Online seit 02.01.2024: https://mediendiskurs.online/beitrag/the-mediatization-of-the-oj-simpson-case-beitrag-1123/

 

 

Die Medienkarriere des Falls O. J. Simpson

Der amerikanische Football-Star O. J. Simpson, der von 1969 bis 1979 aktiv war, geriet 1994 in die Öffentlichkeit, als er mit einem Fahrzeug versuchte der Polizei zu entkommen. Simpson stand in Verdacht, seine Ex-Frau und deren Freund, getötet zu haben. Die Verfolgungsjagd wurde live im Fernsehen übertragen. Der Strafprozess – ebenfalls live im Fernsehen übertragen – endete für ihn mit einem Freispruch. Im Dezember 2008 stand er wegen eines Raubüberfalls vor Gericht und verbrachte die Jahre bis 2017 im Gefängnis.

O. J. Simpsons Leben wurde von den Medien begleitet. Grund genug für die Amerikanistin Tatjana Neubauer, sich eingehend mit dieser Mediatisierung zu beschäftigen. Ihre Untersuchung konzentriert sich auf die Verfolgungsjagd und den Strafprozess sowie auf deren spätere Adaption in der Serie American Crime Story. Die erste Staffel erschien 2016 unter dem Titel The People v. O. J. Simpson. Von Pressekonferenzen der Polizei und der Anwälte über die Liveberichte von der Verfolgungsjagd und dem Strafprozess bis hin zu der Bearbeitung in der Serie untersucht die Autorin die verschiedenen medialen Darstellungsformen des Falls. Die amerikanische Regelung, dass Strafprozesse im sogenannten Courtroom Television (Court TV) live übertragen werden können, stellt eine Besonderheit dar. Neubauer widmet sich daher auch der Geschichte des Court TV. Ihr gelingt es, die Inszenierungsstrategien der Medien, die Rituale des Gerichtsfernsehens und des Reality TV sowie die Konventionen der Fiktionalisierung in der Serie detailliert zu beschreiben und zu analysieren.

Sie kommt zu dem Schluss, dass mit der Mediatisierung des O. J.-Simpson-Falls gezeigt wird, wie sich das amerikanische Fernsehen in den 1990er-Jahren gewandelt hat, hin zu einem Fokus auf Sensationen und Megaspektakeln, die global vermarktet werden. Das Buch bietet detaillierte Einsichten in die Mediatisierungsformen des US-Fernsehens. Es zeichnet eine Entwicklung des Fernsehens nach, die bereits in Printmedien und Radio im frühen 18. Jahrhundert eingesetzt hat. Der „Fatty“-Arbuckle-Skandal erschütterte in den 1920er-Jahren Hollywood und wurde medial vor allem von der Klatschpresse ausgeschachtet, inklusive Strafprozess. Mit dem Fernsehen und zuletzt den sozialen Medien erreichte die Skandalisierung eine neue Qualität.

Das Buch von Tatjana Neubauer besticht durch die detaillierte Analyse der Entstehung medialer Strukturen, die noch heute relevant sind.