Volkmar Sigusch
Das, was wir erst seit 200 Jahren „Sexualität“ nennen, unterliegt einer ständigen kulturellen Umwertung, sozialen Umschreibung und gesellschaftlichen Transformation. Im 20. Jahrhundert erfolgte ein Strukturwandel der Sexualität: Nach der Einführung der Pille und nach der sexuellen Revolution haben sich heute die Prioritäten verschoben, die Veränderungen gehen eher leise und langsam vonstatten. Im Mittelpunkt steht nicht mehr nur der Trieb des Mannes und der Orgasmus der Frau, sondern es geht heute darum, wie junge Frauen und Männer am Besten miteinander in der Beziehung zurechtkommen. Wichtiger als der sexuelle Akt ist mittlerweile eine feste Beziehung, in der sich die Partner aufgehoben fühlen. In diesem Zusammenhang spricht der Autor von einer „neosexuellen Revolution“.
Printausgabe tv diskurs: 5. Jg., 1/2001 (Ausgabe 15), S. 38-45