Virtuell oder real? Silikonküsse für Fernbeziehungen

Für Fernbeziehungen, aber auch für Menschen, die die Küsse anderer spüren wollen, gibt es eine neue Erfindung: Eine Kussmaschine aus China soll Küsse originalgetreu über das Smartphone übertragen.

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Das Smartphone hat die Kommunikation revolutioniert. Es bietet die Möglichkeit, fast überall auf der Welt Texte, Bilder oder Sprachnachrichten zu verschicken und nahezu kostenlos weltweit zu telefonieren. Sinnliche Berührungen konnte es bisher jedoch nicht übertragen. Doch was in der Serie The Big Bang Theory bereits 2013 als futuristische, amüsante Fiktion zu sehen war, ist Realität geworden: In China wurde die übertragbare Sinneswahrnehmung nun auch auf den Kuss ausgeweitet. Für rund 40 Dollar kann man eine Silikonsimulation des Mundes kaufen, und wenn das Gegenüber ebenfalls über ein solches Gerät verfügt, sollen die Vibrationen so real über das Handy übertragen werden, dass der Eindruck eines echten Kusses entsteht.
 

The Big Bang Theory: Kissing Machine (TBS, 27.09.2013)



Die Idee für die Kussmaschine stammt von einer Universität in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Ihr Erfinder Jiang Zhongli hatte als Student eine längere Fernbeziehung geführt, die vor allem über das Smartphone aufrechterhalten wurde. Um die Kommunikation zu intensivieren, sei er auf die Idee gekommen, auch Küsse über das Smartphone auszutauschen, sagte der Erfinder der chinesischen Tageszeitung „Global Times“.

Eine Lippennachbildung aus Silikon lässt sich mit dem Smartphone verbinden und über eine App sollen dann – vorausgesetzt, das Gegenüber verfügt ebenfalls über ein solches Gerät und ein Smartphone – die beim Küssen entstehenden Vibrationen gefühlsecht übertragen werden.

Das Gerät wandelt mechanische Bewegungen in elektrische Signale um, die über das Smartphone übertragen und auf der anderen Seite wieder zurückverwandelt werden. Auch die Temperatur und der Druck, den der Küssende erzeugt, kommen auf der anderen Seite originalgetreu an, inklusive der dabei entstehenden Geräusche. Das Gerät soll laut „Global Times“ nicht nur bei Fernbeziehungen helfen, sondern auch Menschen mit Munderkrankungen eine Alternative bieten. Wer sich küssen möchte, auch wenn der Partner gerade nicht erreichbar ist, kann den Kuss speichern und jederzeit abrufen. Inzwischen gibt es auch eine App, mit der man sich – zumindest was das Küssen angeht – mit fremden Partnern austauschen kann, wenn man keine eigene Partnerin hat oder einfach mal den Kuss eines anderen Menschen spüren möchte.

Ein ähnliches Gerät wurde bereits 2016 in Malaysia auf den Markt gebracht, allerdings nur mit einem Silikonkissen und nicht mit nachgebildeten künstlichen Lippen. Das Gerät war damals kein kommerzieller Erfolg. Das neue Gerät scheint jedoch besser anzukommen. Menschen, die eine Fernbeziehung führen, äußern sich auf dem chinesischen Online-Shopping-Portal Taobao positiv. Ein Mann schreibt von der „besten Überraschung“, die er seiner Freundin je gemacht habe. „Ihr fiel die Kinnlade runter, als sie es benutzte“, zitiert CNN die Rezension. Viele Kommentare sind aber auch ablehnend: „Peinlich“, „vulgär“ und „gruselig“ sind verbreitete Reaktionen auf Twitter und dem chinesischen Netzwerk Weibo.