Die Entwicklung unseres Weltbildes in einer pluralistischen Welt
Wie wir mit medialen Widersprüchen umgehen
Wie entscheiden Zuschauer, welche Medien und welche Inhalte sie auswählen?
Von kommunikationswissenschaftlicher Seite aus gibt es zwei Erklärungsansätze: den „uses and gratification approach“1 und die „selective exposure“2. Im ersten Fall stehen Bedürfnisse und sogenannte Um-zu-Motive der Mediennutzer im Vordergrund, die eine Veränderung des gegenwärtigen Zustands in der Zukunft herbeiführen sollen: Man langweilt und wendet sich dem Medienkonsum zu, um in eine andere Stimmungslage zu gelangen. Anschließend oder auch währenddessen ist man dann weniger gelangweilt als zuvor. Bei „selective exposure" geht es um sogenannte Weil-Motive. Das sind bestimmte Bedingungen, die aus der individuellen Geschichte des Rezipienten stammen und teilweise unbewusst wirksam sind: Mediennutzer wenden sich bestimmten Inhalten zu, weil sie eine bestimmte Persönlichkeit und Biografie haben bzw. sich in einer bestimmten lebensweltlichen Situation befinden.
In unserer Untersuchung zur Supernanny haben alle gesagt: „Ja, wir schauen das nicht an, um etwas zu lernen, sondern nur, um unseren stressigen Alltag zu vergessen.“ Als wir dann soziodemografische Variablen und psychosoziale Dispositionen erhoben haben, stellte sich heraus: Alleinerziehende Frauen mit Kindern waren weit überrepräsentiert. Das kann man nicht mehr mit Eskapismus erklären, das ist dann schon eine unbewusste Disponierung auf ein bestimmtes Thema hin. Der Inhalt interessiert aus Gründen ihres Alltagslebens mit Kind, führt aber gleichzeitig dazu, dass die Rezeption stressmindernd wirkt: Andere haben viel größere Erziehungsprobleme als ich.
Es gibt also oft einen Widerspruch zwischen dem, was man als Um-zu-Motiv selbst wahrnimmt und dem, was dann, wenn man etwas tiefer gräbt, als psychosoziale Disposition identifiziert wird und was letztendlich für die Zuwendung zu bestimmten Inhalten den Ausschlag gibt.
Wir können uns also unterhalten, um Langeweile zu vermeiden, gleichzeitig dabei aber an Themen hängen bleiben, die einen Bezug zum eigenen Leben haben, um daraus etwas zu lernen.
Richtig. Wenn man nach den Gründen fragt, warum Nutzer sich das anschauen, erhält man vielleicht ein oder zwei Antworten. In Wahrheit ist es aber ein ganzes Bündel von Motiven, die denjenigen, die gefragt werden, nicht unbedingt bewusst und präsent sind. Man weiß ja nicht alle Details aus dem eigenen Leben in jedem Moment und muss erst mal die introspektive Intelligenz mobilisieren, um etwas Vernünftiges auszusagen. Und diese Gemengelage verschiedener Dispositionen aufgrund des eigenen Gewordenseins sowie zukunftsgerichtete Um-zu-Motiven führen nun dazu, dass man bei einer Sendung länger hängen bleibt als andere.
In sozialen Netzwerken muss in der Masse an Content durch bestimmte Trigger Aufmerksamkeit erzeugt werden: Alarm, Sensation, Neuigkeit, Bedrohung, Sex oder der eigene Name. Der Soziologe Gérald Bronner hat in seinem Buch Kognitive Apokalypse den Begriff „anthropologischer Imperativ“ geprägt: Wenn plötzliche Gefahren drohten, musste man rasch auf bestimmte Reize reagieren. Stimmen Sie dem zu?
So etwas wie physiologische Trigger gibt es, sie spielen aber nur eine Rolle unter anderen. Sie sind auch bei den TV-Redaktionen beliebt. Gegenwärtig wird DSDS revitalisiert, und es ist offenkundig, dass neben der Tatsache, dass Dieter Bohlen zurück ist, zwei weibliche Mitglieder in die Jury kamen, die extrem sexy gestylt sind. Das wäre so ein Trigger, den man sich am grünen Reaktionstisch überlegt hat: Wie können wir die Einschaltquote steigern? Wenn man aber nichts anderes präsentiert als leicht bekleidete junge Damen, würde das nicht reichen. Der wesentliche Zuwendungsgrund bei DSDS ist ein anderer, als sexuelle Stimuli zu empfangen. Die sind nur drumherum gebaut.
Man will zum Beispiel an einer Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär partizipieren, man will wissen, wer sich durchsetzt. Viele Kandidaten haben einen Migrationshintergrund, sie gehören wahrscheinlich nicht zu den oberen 10.000 in Deutschland. Und da ist es spannend, deren Aufstieg mitzuerleben. Dafür ist allerdings die Qualität des Gesangs wichtig, der in der aktuellen Staffel nur unterdurchschnittlich ausgeprägt ist und die Quote bedroht.
Wenn man sich auf die physiologischen Trigger beschränkt, kann man nur wenig ausrichten oder sogar Flops produzieren.
Der Hauptgrund für den Erfolg einer Sendung ist die Interaktion mit dem Zuschauer, und zwar vor dem Hintergrund seiner alltagsweltlichen Bedingungen.
Wie beim Beispiel der Supernanny: Wenn ich tagtäglich mit kleinen Kindern zu tun habe, dann ist das Thema relevant für mich. Da spielen sexuelle Reize kaum eine Rolle, die für genervte alleinerziehende Mütter nicht von allererstem Interesse sind.
Gilt das auch für die sozialen Medien? Da gibt es eine Masse von zum Teil recht langweiligen Angeboten, und man braucht Reize, um überhaupt in der Masse aufzufallen.
Trigger, die auf evolutionären Mechanismen basieren, werden im Internet sicherlich häufiger verwendet. Aber auch hier werden die Zuschauerdispositionen nicht richtig verstanden, wenn man ausschließlich solche aufmerksamkeitssteigernden Triggermuster für entscheidend hält, zum Beispiel bei Gewaltdarstellungen einen besonders brutalen Täter.
Untersuchungen aus der Rezeptionsforschung zeigen, dass sich der Zuschauer meistens mit dem Opfer identifiziert und zur Verarbeitung Kontextinformationen benötigt, die eine sozialverträgliche Verarbeitung stützen. Und da habe ich nichts von einem reinen Aufmerksamkeitsfaktor „Brutalität“, der mich mit meinen physiologischen Stimuli alleine lässt.
Bedeutsam für die Gewaltrezeption ist ein thematischer Kontext, den ich zur Orientierung in meinem Alltag benutzen kann. Das ist auch im Internet so.
Wenn man die Rezeptionssituation beim Fernsehen mit dem Internet vergleicht, dann entsteht beim Fernsehen quasi ein innerer Dialog des Zuschauers mit den Angeboten des Bildschirms. Er sagt sich: So mache ich es auch oder so will ich das nicht. Im Internet hat man eine direkte Interaktion, man kann sofort darauf reagieren, was andere meinen.
Die kommunikative Ausrichtung in den Foren ist aber ebenfalls in der Regel themen- und problemzentriert. Was sich anthropologisch zeigt, ist weniger die Ansprechbarkeit für Reize wie Sexualität, Hunger oder Gewalt. Es geht primär um thematische Relevanzen in unserer Lebenswelt, so nennt das der Alltagssoziologe Alfred Schütz3, von dem ich in der Mediennutzungsforschung mehr halte als von den physiologisch zentrierten Erklärungsansätzen.
Wir wollen in Demokratien den Pluralismus in den Medien, um so etwas wie die Gleichschaltung der Medien wie im Dritten Reich zu verhindern. In den sozialen Medien kann aber nun jeder seine Meinung präsentieren, auch wenn sie Hass beinhaltet.
Pluralismus sollte nicht zu einer Kakofonie führen.
Wenn die Nutzer viele verschiedene Meinungspositionen wahrnehmen, sind sie irgendwann nicht mehr in der Lage, überhaupt noch eine Entscheidung zu treffen. Das ist dann ein Pluralismus-Overload, bei dem man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Wir brauchen einen qualifizierten Pluralismus, der zwei Dinge erfüllt: Zum einen sollte eine bestimmte Anzahl diverser Perspektiven nicht überschritten werden. Zum anderen sollten die Perspektiven, die angeboten werden, irgendeinen gemeinsamen Bezugspunkt haben.
Kommunikation ist kein Selbstzweck und auch kein Zeitvertreib ohne inhaltliche Komponenten.
Kommunikation ist der Versuch von Menschen, in einer gesellschaftlichen Situation ihre Kooperationsmöglichkeiten auszuloten und Probleme zu lösen.
In der Pluralismusdebatte wird allzu häufig ausgeblendet, wie mit unterschiedlichen Perspektiven die beste Lösung für ein Problem gefunden werden kann. Auch demokratietheoretisch reicht es nicht, alle mal zu Wort kommen zu lassen, wenn das ohne Konsequenzen bleibt. Demokratie heißt ja demos, und das heißt: das Volk. Und kratein heißt: herrschen. Und herrschen bedeutet eben auch, Entscheidungen zu implementieren, etwas umzusetzen, das im Idealfall die Lösung eines gesellschaftlichen Problems darstellt.
Bild: Ravi Sharma/Unsplash
In den Medien werden immer mehr Meinungen vertreten, die wir für absurd, gefährlich oder undemokratisch halten. Welche Funktion haben unsinnige Positionen im Pluralismus?
Sie sind zunächst erst mal da. In einer Demokratie sind uns rechtsstaatlich Grenzen gesetzt, abweichende Meinungen zu eliminieren. Dies widerspräche dem Grundverständnis von Demokratie. Es soll erst mal jeder seine Meinung sagen dürfen. Und trotzdem muss man nicht alles gleichermaßen beantworten und medial verstärken, weil man dann in einen Circulus vitiosus gerät und keinen qualifizierten Pluralismus mehr zur Problemlösung schafft.
Extremistische Positionen polarisieren Diskurse, sie haben eine destruktive Komponente.
Sie unterbinden die demokratische Problemlösung und schlagen stattdessen etwas vor, das entweder unrealistisch ist oder am Ende zu Gewalt führt. Das wäre ein Grund, Positionen einzuschränken und diskursiv zu bekämpfen. In China oder in Russland werden gegenwärtig von der politischen Linie abweichende Meinungen sofort bekämpft und ausgeschaltet. Aber das wollen wir in Europa nicht. Und insofern brauchen wir Diskurstoleranz, ohne in Beliebigkeit abzudriften.
In den großen sozialen Netzwerken wie TikTok oder Facebook ist die Breite an Themen sehr groß und man findet nur schwer Angebote, die den eigenen Interessen entsprechen. Dagegen wird eine Diversifizierung von sozialen Netzwerken vorgeschlagen: Es sollen mehr kleinere soziale Netzwerke entstehen, die ausschließlich bestimmte Gruppen ansprechen.
Es gibt ja auch solche Diversifizierung in den klassischen Massenmedien, die in der Demokratie eine wichtige fokussierende Funktion haben, z. B. politische Talkshows. Sie sollen etwas zusammenfassen, was dann zu einer Konvergenz und möglicherweise am Ende zu einem Konsens führt. Wir müssen allerdings zugeben, dass es keine Patentlösung dafür gibt, da an diesen Diskursen nur eine kleine Minderheit teilnimmt und die Diskursqualität in diesen Fernsehformaten zu wünschen übriglässt. Die große Mehrheit verharrt derweil in politischer Apathie und Politikverdrossenheit oder treibt sich fernab der Massenmedien in hyperspezialisierten Internetforen herum.
Wir sollten daher die Fragmentierung von Öffentlichkeit nicht immer weitertreiben und Brückenköpfe zwischen den Blasen installieren wie Einladungen für Internet-Influencer in die massenmedialen Talkshows.
Menschen sind sehr anpassungsfähig. Kann es nicht sein, dass wir irgendwann besser in der Lage sind, eine Kultur des Umgangs mit sozialen und anderen Medien zu entwickeln?
Es gibt da noch eine Menge Kinderkrankheiten. Man darf nicht vergessen: Das Internet ist erst vor ungefähr 30 Jahren zum Massenphänomen geworden. Es hat auch Jahrhunderte gedauert, bis eine einigermaßen funktionierende Lesekultur entstanden ist.
Wir können hoffen, dass noch eine Kompetenz entstehen wird, die dann auch den Wildwuchs im Internet begrenzt.
Wir müssen eine gemeinsame Öffentlichkeit konstituieren. Es besteht die Gefahr, dass durch die Segmentierung am Ende denjenigen, die in einer Blase sitzen, zwar etwas einfällt, was die anderen aber gar nicht mehr erfahren, sodass es für demokratische Problemlösungen ausfällt.
Nehmen wir mal an, wir hätten ausschließlich Medien, die an Wahrhaftigkeit orientiert sind und immer sauber recherchieren. Wären dann Verschwörungstheorien verschwunden?
Die Aktivität des aktiven Rezipienten wird immer noch unterschätzt, auch in Regimen, die totalitären Charakter besitzen. Nehmen wir die frühere DDR, die Antifaschismus massenmedial gepusht hat. Die Bevölkerung war mehr oder weniger verpflichtet, an entsprechenden Demonstrationen teilzunehmen. Heute sieht es nach den statistischen Fakten so aus, als würde trotz oder gerade auch wegen dieser ehemaligen medialen Orientierung der Anteil der nach rechts außen tendierenden Bevölkerung im Osten höher sein als im Westen. Wie kann das sein?
Entgegen der medialen „Gehirnwäsche“ haben sich viele DDR-Bürger schon während der verordneten Mediendiät und noch mehr danach in eine andere Richtung orientiert. Und diese Möglichkeit besteht immer. Andererseits kann ich, wenn ich mich grundsätzlich verweigere und bestimmten Medieninhalten entziehe, wichtige Informationen verpassen, sodass ein Teil meiner inneren und äußeren Dialogfähigkeit verloren geht. Deshalb brauchen wir auf jeden Fall vom Mainstream abweichende Meinungen ebenso wie die Bereitschaft von Minderheiten, sich auf den Mehrheitsdiskurs einzulassen.
Nur noch „seriöse“ Mainstream-Medien zu erlauben, würde kein demokratisches Schlaraffenland entstehen lassen.
Wir müssen schon sehen, dass das Internet auch eine positive Funktion als Korrektiv besitzt. Gegenwärtig befördert es allerdings durch die Massierung von Anti-Meinungen gegen die sogenannte Lügenpresse zentrale Aspekte der Demokratie, sodass etwa fundamentaloppositionelle Haltungen oder sogar Extremismus Auftrieb erhalten. Es ist heute viel leichter, eine Regierung zu stürzen, als eine aufzubauen.
Richard David Precht und Harald Welzer werfen den Medien vor, fast ausschließlich eine vergleichbare Haltung, mehr oder weniger die der Bundesregierungen, zu vertreten. Trifft das zu?
Das ist eine überspitzte These. Ich erinnere mich an Chomsky, der zusammen mit Edward Herman4 bereits in den 1980er-Jahren ähnliche Ansichten über amerikanische Medien vertreten hat, die er Anfang der 2000er-Jahre nochmals verschärfte5: Es ginge amerikanischen Massenmedien nur darum, „gesellschaftlichen Konsens“ zu produzieren und zu manipulieren. Die Frage ist, ob der Elitendiskurs wirklich die Öffentlichkeit erschöpft oder gar vollständig determiniert. Das ist, meine ich, nicht der Fall. Es gibt vielleicht eine gewisse Harmonisierung zwischen den Chefredakteuren, so wie es Precht und Welzer in ihrem Buch – nach meinem Geschmack etwas zu apodiktisch, aber in der Tendenz durchaus zutreffend – behaupten. Daran hängt schließlich der eigene Erfolg, dass sich Journalisten untereinander und mit führenden Politikern in einem bestimmten Diskurs bewegen. Aber eine manipulative Beherrschung von Öffentlichkeit kommt durch solche latenten Partnerschaften im Elitendiskurs nicht zustande. Dazu ist der Chor zu vielstimmig und die Neigung des Publikums zu widerspenstig.
Der Zuschauer wird mit verschiedenen, sich teilweise widersprechenden Thesen konfrontiert. Nach der Theorie der kognitiven Dissonanz will der Zuschauer vermeiden, Widersprüche mit seinen bereits vorhandenen Überzeugungen entstehen zu lassen.
Das ist eine Überlegung, die bestimmte Aspekte der Verarbeitung von Medieninformationen durch Rezipienten erklären kann. Ich würde das aber gerne in einen größeren Theorierahmen stellen. Es geht um Weltbildmanagement: Das subjektive Weltbild ist etwas, das beim Rezipienten bereits existiert, und es beinhaltet die Grundorientierung bis hin zu seinen Grundwerten. Darauf trifft dann eine Information, die da nicht reinpasst. Und die kann dann abgewehrt werden. Aber es gibt auch Situationen, und das war gerade in der Coronazeit offenkundig, in denen das eigene Weltbild unter dem Handlungsdruck der Krise überprüft und ggf. verändert wird. Dabei gab es Radikalisierungsprozesse, die nicht mehr mit kognitiver Dissonanz und Abwehr unpassender Informationen erklärt werden können. In solchen Fällen fungiert das Weltbildmanagement als ein Korsett, innerhalb dessen eine veränderte Weltsicht möglich ist. Und das geschieht in der Regel durch Vernetzung:
Also das, was wir heute in den Blasen des Internets erleben, ist der Versuch, Veränderungen des Weltbildes für den Einzelnen erträglich zu gestalten.
Ich sehe viel mehr Dynamik in der subjektiven Entwicklung von Menschen unter den Bedingungen diverser Informationen aus dem Internet, als es die kognitive Dissonanz-Theorie vorausgesagt hat. Das ist eine rein mechanische Abwehrtheorie, die behauptet, dass Abweichendes und Unerwartetes ignoriert oder ausgeblendet wird, was in Wahrheit aber auch einen Bruch mit bisherigen Überzeugungen einleiten kann.
Verschwörungstheoretiker haben oft die Bereitschaft, irgendetwas zu glauben, was ziemlich absurd ist. Da muss es doch einen psychischen Mechanismus geben, damit das gelingt.
Manche Psychologen meinen, es liegt vor allem daran, ob jemand leichtgläubig ist bzw. so ambiguitätsintolerant, dass er widerstreitende Positionen einfach nicht aushält. Ich bin da unsicher. Wenn ich mir die Propagandisten von Verschwörungstheorien anschaue und diejenigen, die sich in diesem Milieu bewegen, dann haben unsere Untersuchungen6 deutlich gezeigt, dass es nicht die Leichtgläubigen, sondern die Hyperkritischen sind, die den Verschwörungserzählungen anheimfallen. Es gibt eine gewisse Tendenz, dass das Mainstreaming der Eliten in Richtung homogener Ansichten auch immer mit dazu führt, dass sich eine bestimmte Anzahl entsprechend disponierter Menschen vom vorherrschenden Diskurs kritisch abkapselt und dann auf eigenen Erkenntnis- und Meinungspfaden wandelt.
Anmerkungen:
1) Rubin, A. M.: Uses-and-Gratifications Perspective on Media effects. In: B. Jennings, M. B. Oliver (Hrsg..): Media effects. Advances in theory and research London, New York: 20093, S. 165 – 184
2) Zillmann, D./Bryant, J. (Hrsg.): Selective exposure to communication. Hillsdale, N.J. 1985
3) Schütz, A./Luckmann, T.: Strukturen der Lebenswelt. Bd. 1 und 2. Frankfurt a. M. 1979 und 1984
4) Herman, E./Chomsky, N.: Manufacturing cons(t)ent. The political economy of the mass media. New York 2002 (zuerst 1988)
5) Chomsky, N.: Media Control. Wie die Medien uns manipulieren. München, Zürich: 20072
6) Grimm, J.: Höhlenkompetenz. Evolutionäre Ressourcen der Pandemiegesellschaft. Ein empirischer Disput. Wiesbaden 2022
Zum Weiterhören:
> SWR2 Archivradio: Franz Josef Strauß: „Rechts von der CSU …“ (09.08.1087). In: SWR2, 13.05.2021. Abrufbar unter: www.swr.de
>Linß, V./Kozyreva, A./Rieger, F./Kucklick, C./Richter, M.:„Kritisches Ignorieren“ als Überlebensstrategie in sozialen Netzwerken. In: Deutschlandfunk Kultur, Breitband, 14.01.2023. Abrufbar unter: www.deutschlandfunkkultur.de
Joachim von Gottberg (Foto: Sandra Hermannsen)
Jürgen Grimm (Foto: Manfred Bobrowski)