Schwarz. Die dunkle Seite der Popkultur
Berlin 2021: Martin Schmitz
Rezensent/-in:
Lothar Mikos
Die schwarze Seite der Popkultur
„My color is black black black – Black is for secrets – Outlaws and dancers – For the poet of the dark”, singt Suzanne Vega 2014 in I never wear white. Schwarz übt eine Faszination aus, weil es im Gegensatz zu weiß keine Farbe ist, sondern nur die Abwesenheit von Licht. Der Film- und Kulturwissenschaftler Marcus Stiglegger hat sich in einem längeren Essay diesem Phänomen gewidmet. Dabei beleuchtet er die dunklen Ecken der Popkultur, von Filmen, Mode und Musik bis hin zu Hinrichtungsvideos des IS. Das Jahr 1968 sieht er als Umbruch, als mit Horrorfilmen wie Rosemaries Baby (Roman Polanski) und Die Nacht der lebenden Toten (George A. Romero) das Genre durch Bezüge zur aktuellen gesellschaftlichen Situation neu erfunden wurde. Sie hielten ebenso wie neue Musikstile von Gothic über Black Metal bis Drone der Gesellschaft einen „schwarzen Spiegel“ vor (S. 30). Gerade Drone ist auch ein beliebtes Stilmittel in Filmen, das auf eine Körperlichkeit der Wahrnehmung zielt. Als Stilmittel der Vereinnahmung entfaltet es Klangräume, die „zu einem Kennzeichen des Außeralltäglichen, Erhabenen oder Bedrohlichen geworden sind“ (S. 80). Darauf beruht die psychophysiologische Wirkung. Stiglegger gelingt ein kenntnisreicher Ritt durch die dunkle Seite der Populärkultur seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Prof. i. R. Dr. Lothar Mikos