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Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF)

Im 25. Jahr des Bestehens der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) haben wir bei Medienschaffenden, Politikern sowie Pädagogen nachgefragt, wie sie den medialen Wandel einschätzen und welche Aufgabenschwerpunkte sie zukünftig für die Medienregulierung in Deutschland sehen.

Im Folgenden geht es um die Frage:

Welche Fähigkeiten und Kenntnisse sollten 12-Jährige im Hinblick auf problematische Inhalte haben?

Weitere Fragen und Antworten können unter Webklusiv abgerufen werden.

Printausgabe tv diskurs: 23. Jg., 2/2019 (Ausgabe 88), S. 33-33

Vollständiger Beitrag als:


Welche Fähigkeiten und Kenntnisse sollten 12-Jährige im Hinblick auf problematische Inhalte haben?

 

12-Jährige sollten zwischen Fiktion und Realität unterscheiden können. Sie sollten außerdem wissen, dass Medieninhalte mit einer bestimmten Absicht, nämlich vor allem hohe Nutzerzahlen zu generieren, produziert werden und nicht immer Maßstab für das eigene Verhalten sein müssen.“

OKR Markus Bräuer, Medienbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF)

 

Wir sollten nicht davon ausgehen, dass es generell allen Jugendlichen darum geht, sich über Grenzen hinwegzusetzen. Kinder und Jugendliche wollen auch Orientierung haben in dieser schönen, bunten, konvergenten Medienwelt. Sie fragen sich selbst: Was kann ich mir eigentlich zutrauen? Wobei fühle ich mich wohl? Was irritiert und beunruhigt mich? Diesen Maßstab und die Fähigkeit zum Selbstschutz erlernt man, indem man positive, aber auch negative Erfahrungen macht und sich auf Rat- und Hilfeangebote stützen kann, wenn etwas schiefgeht.“

Jutta Croll, Vorsitzende der Stiftung Digitale Chancen

 

12-Jährige befinden sich in einer Übergangsphase zwischen Kindheit und Jugend und suchen auch im digitalen Raum neue Erfahrungen und Herausforderungen. Sie sollten daher gut vorbereitet sein, neue digitale Angebote zu erkunden und auch kritisch einschätzen zu können. Dazu gehören grundlegende Fähigkeiten wie die Suche und Einschätzung von Informationen, das Wissen um grundlegende Herausforderungen und Probleme, aber auch die Fähigkeit, Medien bedürfnisorientiert zu nutzen. Zusätzlich sollten sie, unterstützt durch Medienpädagogik, eine digitale Resilienz aufbauen, um Konfrontations- und Interaktionsrisiken verarbeiten zu können. […] Für die genannten Kompetenzen ist es zwingend notwendig, nicht erst in dieser Übergangsphase digitale Medien zu nutzen, sondern bereits vorher – in geschützten und für Kinder geeigneten Surfräumen – risikoarm Erfahrungen gemacht zu haben.“

Martin Drechsler, Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM)

 

[…] In den digital vernetzten Medienwelten haben sich die Konfrontations-, Daten-, Kommunikations- und Kostenrisiken vervielfacht. Viele Inhalte, die heute im Netz verbreitet werden, sind selbst für Erwachsene hochgradig belastend. Ein effektiver Jugendmedienschutz muss dafür sorgen, dass Jugendliche und vor allem Kinder mit solchen Angeboten gar nicht erst konfrontiert werden. Eine umfassende Medienbildung brauchen wir noch obendrauf: Sie soll Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine reflektierte, selbstbestimmte, konstruktive Mediennutzung ermöglichen, ihnen positive Nutzungspotenziale der Medienangebote erschließen und einen chancengleichen Zugang zu Informationen und Wissen eröffnen. Das sind zwei Seiten einer Medaille!“

Jochen Fasco, Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM)

 

[…] [P]rinzipiell sind Genrekenntnisse sowie Film- und Fernsehwissen von großem Vorteil, um problematische Inhalte einschätzen und anlassbezogen abwehren zu können. Generell ist es nach wie vor von enormer Wichtigkeit, Selbstschutzmechanismen auszubilden, sich in Peerkontexten nicht unter Druck setzen zu lassen, Film- und Videokonsum nicht als Mutprobe zu begreifen. Im Alter von 12 Jahren wird oftmals allein rezipiert und es gilt, seine Mediennutzung stets zu reflektieren. Zudem sollten Heranwachsende lernen – oder in dem Alter schon gelernt haben –, gegenüber bestimmten Medieninhalten kritisch zu sein und diese Kritik auch artikulieren zu können.“

Dr. Dagmar Hoffmann, Professorin für Medien und Kommunikation an der Universität Siegen

 

12-Jährigen wird z.T. schon viel zugemutet, und dies, weil unterstellt wird, dass sie medienerfahren seien, Genres auseinanderhalten und einordnen, Humor als distanzierendes Element wahrnehmen und Realität von Fiktion unterscheiden können. Wenn ältere Kinder sich ihre spontanen Gefühle, das Staunen, das Sich-empören-Können und Dinge-eklig-und-gruselig-Finden nicht abgewöhnen, verfügen sie über gute Voraussetzungen, auch problematische Medieninhalte auf Distanz zu halten.“

Andrea Urban, Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen und Vorsitzende des Kuratoriums der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF)