Die Schönheit des Widerstands

Die Miniserie „Der Schrei der Schmetterlinge“

Jana Papenbroock

Jana Papenbroock studierte Film an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Neben ihrer freien Prüftätigkeit für die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) arbeitet sie als Dokumentarfilmemacherin.

Programm Der Schrei der Schmetterlinge
 Drama, CO, ES, AR 2023 
SenderDisney+, ab 08.03.2023

Online seit 03.04.2023: https://mediendiskurs.online/beitrag/die-schoenheit-des-widerstands-beitrag-1124/

 

 

Wer sich einmal gefragt hat, weshalb die Vereinten Nationen seit 1981 ausgerechnet den 25. November zum „Internationalen Tag der Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ erklärt haben, wird in dieser historisch brisanten, von Disney+ produzierten Miniserie Der Schrei der Schmetterlinge aufgeklärt.

Am 25. November 1960 werden drei junge Widerstandskämpferinnen gegen das Trujillo-Regime in der Dominikanischen Republik brutal ermordet. Sie sind Schwestern: Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal, die von kleinbürgerlichen Ladenbesitzern und Landwirten abstammen. Die Schwestern, die außergewöhnlich gebildet, politisch hellsichtig und ebenfalls attraktiv sind, gehören zur sozialen Elite des Inselstaates und genießen aufgrund ihrer starken Persönlichkeiten großes Ansehen.
 

Trailer Der Schrei der Schmetterlinge (Dubbed UK, 07.03.2023)



Minerva, 1927 geboren und die emanzipierteste von ihnen, die für Lyrik von Pablo Neruda und Cesar Vallejo, Recht und eine Vita activa lebt, ist die erste Jura-Studentin und Absolventin mit summa cum laude der Dominikanischen Republik. Gemeinsam mit ihren Schwestern gehört sie der „Politischen Gruppierung des 14. Juni“ an, in der sie unter dem Decknamen „die Schmetterlinge“ agitieren und den Sturz des Diktators Rafael Trujillo planen. Trujillo, der unter anderem durch sexualisierte Gewalt an minderjährigen Frauen und zehntausenden, teils rassistisch motivierten Morden sein Land terrorisiert, regiert die karibische Insel von 1930 bis 1961.

Trotz des Wissens um die Lebensgefahr ihrer politischen Arbeit und der Tatsache, dass die Schwestern zusammengezählt inzwischen sechs sehr junge Kinder haben, ziehen sie sich nicht von ihrem selbstgewählten sozialen Auftrag zurück und organisieren weiter gegen Trujillo. Ihr gewaltsamer Tod mit 36, 33 und 25 Jahren führt schließlich zum entscheidenden Aufschrei des Volkes und zur Entmachtung Trujillos. Anstatt posthum als Opfer des Regimes erinnert zu werden, werden sie bis heute als Verfechterinnen der Demokratie und Frauenrechte heroisiert, die ihren eigenen Tod für das größere Gut des Endes des Terrorregimes und die Freiheit der folgenden Generationen in Kauf genommen haben. Eine ganze Provinz in der Dominikanischen Republik wird nach ihnen benannt.
 

Bild: © Disney+


 

Die fiktionalisierte, spanisch-argentinische Serie fokussiert auf das Leben und die politische Arbeit von Minerva Mirabal in Gegenüberstellung zur fiktiven Figur Arantxa Oyamburu, einer spanischen Tänzerin, die stellvertretend für das Schicksal vieler spanischer Immigrantinnen in der Dominikanischen Republik stehen soll. Minerva und Arantxa sind Freundinnen, die durch ihre politische Haltung entzweit werden. Während Minerva aktiven Widerstand leistet und sich in ihre Bildung zur politisch-ästhetischen Selbstentwicklung investiert, wird Arantxa zur opportunistischen Komplizin des Regimes. Trujillo erfüllt ihr ihren Traum von einem Leben als Tänzerin und verschafft ihr eine Anstellung als Star des Fernsehballetts seines Staatssenders, für die sie mit sexuellen Dienstleistungen und der Verleugnung ihrer Freundin und eigentlichen inneren Überzeugungen zahlen muss. Die Selbstkorruption geht nicht lang gut und führt schließlich auch zu Arantxas Politisierung und Bekenntnis gegen den Diktator
 


Freigegeben ab …
 

Die auf wahren Begebenheiten basierende historische Dramaserie thematisiert die brutalen Gewaltstrukturen des diktatorischen Trujillo-Regimes. Die Atmosphäre ist von der über allem schwebenden Bedrohung geprägt, dass Übergriffe und (sexuelle, geschlechtsspezifische) Gewalt jederzeit stattfinden können. Gezeigt wird physische Gewalt jedoch nur in wenigen Szenen und nicht in besonders drastischer oder spekulativer Art und Weise, weshalb für ab 12-Jährige keine nachhaltige Ängstigung vermutet wurde. Die Serie nimmt eine deutlich gewaltkritische Haltung ein und bietet damit einen orientierenden Rahmen. Das Historische der Handlung stellt zusätzlich Distanz zum Geschehen her, so dass die Verarbeitungsfähigkeiten von Zuschauenden ab 12 Jahren nicht überschritten werden.

Bitte beachten Sie:
Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

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Sendezeiten und Altersfreigaben

 

Hinweis:
Pay-TV-Anbieter oder Streamingdienste können eine Jugendschutzsperre aktivieren, die von den Zuschauer:innen mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. In dem Fall gelten nicht die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1§ 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.

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Jugendschutz bei Streamingdiensten